Altersvorsorge
Grosse Unterschiede zwischen Frauen- und Männerrenten

Inmitten der Diskussion um die Rentenreform liegen erstmals umfassende Informationen zu Neurenten aus der AHV und der beruflichen Vorsorge vor. Sie zeigen unter anderem, dass Männer aus der zweiten Säule deutlich höhere Leistungen erhalten.
Publiziert: 24.03.2017 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:39 Uhr
Männer erhielten 2015 deutlich höhere Leistungen aus der beruflichen Vorsorge als Frauen. Das zeigt die Neurentenstatistik, die der Bund erstmals vorgelegt hat. (Symbolbild)
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Die am Freitag veröffentlichten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) bergen keine grossen Überraschungen. Über die Jahre werde die Neurentenstatistik aber wertvolle Erkenntnisse zur Entwicklung der Altersvorsorge liefern, sagte Rolf Camenzind vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) vor den Medien in Bern.

Wie verteilen sich die Neurenten?

Die erste Neurentenstatistik erlaubt eine Momentaufnahme. Demnach haben im Jahr 2015 rund 87'000 Personen erstmals eine Altersrente aus der AHV bezogen, 33'000 Personen eine aus der beruflichen Vorsorge (BV). 41'000 Personen liessen sich ein Kapital aus der BV auszahlen, 70'000 Personen eines aus der gebundenen Selbstvorsorge (Säule 3a).

Bei den Leistungen aus der AHV ist das Geschlechterverhältnis relativ ausgeglichen. Dagegen bezogen wesentlich mehr Männer eine Leistung aus der zweiten oder dritten Säule als Frauen, und die Leistungen für die Männer waren höher.

Deutliche Geschlechterunterschiede bei den Rentenbezügen

Der durchschnittliche monatliche Betrag der neuen AHV-Renten lag bei den Männern bei 1912 Franken, bei den Frauen bei 1724. Der Unterschied ist durch das Splitting und die Plafonierung der Renten bei verheirateten Paaren zu erklären, die erst vorgenommen werden, wenn auch der zweite Ehepartner seine AHV-Rente bezieht.

Die durchschnittliche monatliche BV-Neurente der Männer ist mit 3278 Franken fast doppelt so hoch wie diejenige der Frauen mit 1839 Franken. Bei den Kapitalauszahlungen aus der beruflichen Vorsorge betrug der Wert 210'000 Franken für Männer und 93'000 Franken für Frauen.

Die deutlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern lassen sich zu einem grossen Teil dadurch erklären, dass Frauen häufiger aus familiären Gründen die Erwerbsarbeit unterbrechen und Teilzeit arbeiten, wie Olivia Huguenin vom BFS erklärte.

Die höchsten Renten aus der beruflichen Vorsorge erhielten mit 4242 Franken im Monat Männer, die das gesetzliche Rentenalter von 65 Jahren bei ihrem Erstbezug noch nicht erreicht haben, gefolgt von Männern, die über das gesetzliche Rentenalter hinaus gearbeitet haben (3066 Franken).

Mit 2306 Franken am tiefsten waren die Altersrenten der ordentlich Pensionierten. Bei den Frauen zeigt sich das gleiche Muster, aber auf einem tieferen Niveau. Berücksichtigt werden müsse, dass einige sehr hohe Renten den Mittelwert erhöhten, sagte Huguenin. Insgesamt bezogen fast die Hälfte aller Neurentnerinnen und -rentner ihre BV-Rente vor dem gesetzlichen Rentenalter.

Renten aus der beruflichen Vorsorge und Bezüge aus der Säule 3a

Kapitalleistungen aus der beruflichen Vorsorge und der Säule 3a können auch für den Erwerb von Wohneigentum verwendet werden. Knapp 16'000 Personen bezogen im Jahr 2015 aus diesem Grund eine Kapitalleistung aus der beruflichen Vorsorge. Die durchschnittliche Höhe belief sich auf 77'000 Franken.

Für einen Bezug aus der Säule 3a entschieden sich rund 32'000 Personen. Die durchschnittliche Höhe des Bezugs war mit 36'000 Franken nur halb so hoch wie bei der beruflichen Vorsorge. Weiter machten sich 5600 Personen mit Kapital aus der beruflichen Vorsorge selbständig, 1100 Personen mit Kapital aus der Säule 3a.

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