Klimaaktivist Waser: «Ich sehe es als Erfolg»
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Nach verpasster Wahl:Klimaaktivist Waser: «Ich sehe es als Erfolg»

Ausgerechnet im linken Zürich!
Riesen-Schlappe für die SP

Die Genossen freuen sich in der Stadt Zürich zwar über einen weiteren Regierungssitz. Doch zufrieden sein können sie mit dem Wahlsonntag ganz und gar nicht.
Publiziert: 13.02.2022 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2022 um 21:14 Uhr
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Simone Brander holt für die SP einen vierten Sitz im Zürcher Stadtrat. Doch trotz ihres Siegs haben die Genossen wenig zu feiern.
Foto: keystone-sda.ch
Lea Hartmann

Das linke Zürich wird nicht linker. Am Sonntag hat die grösste Schweizer Stadt eine neue Regierung und ein neues Parlament gewählt. Für die SP ist es Freuden- und Trauertag zugleich.

Jubeln können die Zürcher Genossen über die Wahl von Simone Brander (43). Die Gemeinderätin holt für die SP den vor vier Jahren verlorenen vierten Sitz in der Zürcher Regierung zurück. Sie ersetzt Richard Wolff (64) von der Alternativen Liste (AL), der als einziger der neunköpfigen Exekutive nicht mehr für eine weitere Legislatur angetreten war. Alle Bisherigen wurden wiedergewählt.

Nur noch knappe linke Mehrheit

Ein Grund zum Feiern ist für die SP auch die glanzvolle Wiederwahl von Stadtpräsidentin Corine Mauch (61). Keiner wagte es, die gebürtige Aargauerin, die schon seit 13 Jahren regiert, herauszufordern. Und auch dieses Mal zog sie im Stadtratsrennen mit grossem Vorsprung an allen anderen Kandidierenden vorbei.

Doch so richtige Partystimmung ist an der Wahlfeier am Abend im Café Boy im Zürcher «Chreis Cheib» sicher nicht aufgekommen. Denn im Gegensatz zu den Stadtratswahlen enden jene des Gemeinderats für die Zürcher Sozialdemokraten im Desaster. Die SP ist zwar noch immer mit riesigem Abstand stärkste Partei im 125-köpfigen Stadtparlament. Doch von den bisher 43 Sitzen verliert sie sechs. Damit geht sie als grosse Verliererin aus den Gemeinderatswahlen hervor. Wegen der SP-Schlappe haben die Linken neu nur noch eine ganz knappe Mehrheit im Zürcher Gemeindeparlament.

Grüne gehören zu den Gewinnern

Auf der Gewinnerseite sind dagegen die grünen Parteien, auch wenn Klimaaktivist Dominik Waser (24) für die Grünen keinen zweiten Regierungssitz erobern kann. Die Grünen holen im Parlament 18 Sitze (plus 2), die Grünliberalen 17 (plus 3). Er sehe die Wahlen darum als Erfolg, sagt Verlierer Waser. Für ihn selbst bedeute die Schlappe nicht, dass er mit der Politik abgeschlossen habe. «Irgendwo wird es einen Ort geben, wo ich mich wieder einbringen werde.»

Die SP verliert, die Grünen gewinnen: Mit den Wahlen in Zürich setzt sich eine Entwicklung fort, die seit den nationalen Wahlen 2019 fast schon zum Standard geworden ist. In den kantonalen Parlamenten hat die SP seither 31 Sitze verloren – so viel wie keine andere Partei. Die Grünen machten derweil 39, die GLP 30 Sitze gut.

Die SP hat die Wahlen in der Stadt Zürich als ersten Stresstest für die eidgenössischen Wahlen 2023 gesehen. Das Ergebnis wird dem SP-Präsidium Mattea Meyer (34) und Cédric Wermuth (35) daher zu denken geben. Insbesondere, da die Sozialdemokraten auch in Winterthur, Meyers Heimat, am Sonntag massiv Federn gelassen haben. Sie verlieren in der zweitgrössten Zürcher Stadt 5,8 Prozentpunkte. Noch mehr als in Zürich.

FDP musste zittern

Und was ist mit den Bürgerlichen? Für die wurden die Wahlen zur Zitterpartie. FDP-Stadtrat Michael Baumer (47) schafft als Neunter knapp die Wiederwahl, womit der Zürcher Freisinn seine zwei Sitze in der Regierung verteidigen kann. Die SVP hat auch dieses Mal keine Chance. Im Gemeinderat drittstärkste Kraft, schafft sie es seit über 30 Jahren nicht, einen Sitz in der Regierung zu ergattern. Auch dieses Mal nicht.

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