Aber die Realität sieht noch anders aus
Grosser Bahnhof für deutsche Busse

Die Haltestellen für Fernbusse in der Schweiz haben den Namen Busbahnhof nicht verdient. Es gibt viel Nachholbedarf. Das grosse Vorbild ist der Busbahnhof München (D).
Publiziert: 08.12.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:50 Uhr
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München: Der Busbahnhof der Bayern gilt als das grosse Vorbild.
Foto: ZVG
Von Philipp Albrecht

Den Namen Busbahnhof haben sie nicht verdient. Darum nennt man sie in der Branche schlicht Carparkplatz. In den Schweizer Städten werden sie bestenfalls stiefmütterlich behandelt: die Haltestellen für Fernbusse.

Diese standen bis vor kurzem für Immigrantenverkehr nach Südeuropa und Rentner-Pauschalreisen.

In Bern steht das Carterminal Neufeld neben der Autobahnausfahrt am Stadtrand. Ein Kiesplatz! Bei Regen machen sich die Wartenden in Pfützen die Füsse nass. «Der Platz ist eine mittlere Katastrophe», klagt ein Busbetreiber.

Basel und Zürich haben immerhin zentrale Standorte. Aber auch dort mangelt es an Wartesälen und Gastro-Angeboten.

Doch jetzt hat der Wind gedreht. Seit deutsche Fernbus­anbieter den grenzüberschreitenden Verkehr entdeckt haben, boomen Verbindungen von Zürich aus in deutsche Städte.

BLICK weiss: Die grössten Anbieter Flixbus und Meinfernbus ­planen, nächstes Jahr auch Basel und Bern ans Fernbusnetz anzuschliessen.

Nun wollen die drei Bus-Städte vorwärts machen.

Zürich

In Zürich ist ein «zentrales Gebäude für Toiletten, Kiosk und andere Dienstleistungen» geplant, wie Jürg Keller erklärt, Vizedirektor der Stadtzürcher Liegenschaftenverwaltung.

Ausserdem sollen die gedeckten Warteräume für Passagiere ausgeweitet werden. Geplant sind auch anständige Einrichtungen mit Strom, Wasser und Toiletten für die Bus-Chauffeure. Voraussichtlicher Baubeginn: 2016.

Basel

In Basel sucht man einen neuen Standort. «Besonderes Augenmerk ist auf attraktive Umsteigemöglichkeiten auf Bahn, Tram und Bus zu legen», teilt eine Sprecherin des Bau- und Verkehrsdepartements mit. Ziel sei ein Standort in Bahnhofsnähe oder an einem gut erschlossenen ÖV-Punkt. Erste Ergebnisse soll es Mitte 2015 geben.

Bern

In Bern gibt es den grössten Nachholbedarf. Peter Tschanz, Generalsekretär des Stadtpräsidenten, sagt: «Wir erstellen ein Pflichtenheft und definieren, was der Busbahnhof braucht.» Man spricht in Bern inoffiziell von Kosten um fünf Millionen Franken.

Die Carbetreiber orientieren sich an den Nachbarländern: «Der Busbahnhof muss zeitgemäss sein. In Deutschland und Frankreich sind sie in Sachen Infrastruktur top», sagt Urs Gerber, Carunternehmer und Geschäftsführer der provisorischen Gesellschaft Carterminal Neufeld. Das grosse Vorbild ist der Busbahnhof München (D). Dort wurde gleich eine Einkaufspassage dazugebaut.

In Zürich, Bern und Basel betont man, dass die deutschen Fernbusse nicht der Hauptauslöser für die neuen Pläne seien. Fakt ist aber, dass diese in die Projekte eingebunden werden. «Wir wurden im Zuge der Planungen zum Umbau des Busbahnhofs in Zürich befragt und konnten unsere Wünsche einbringen», sagt eine Sprecherin von Meinfernbus auf Anfrage.

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