Was in meinem bisherigen Leben könnte mir als Bundesrätin oder Bundesrat um die Ohren fliegen? Wer könnte gegen mich auspacken, dem ich in der Vergangenheit mal auf die Füsse getreten bin?
Solche kritischen Fragen sollen sich die Bundesratskandidaten der FDP selber stellen. «Die beste Prüfungskommission kann nicht alle Reisen unserer Kandidaten überprüfen und schauen, wer was bezahlt hat», sagte FDP-Parteichefin Petra Gössi (42) in Anspielung auf den Genfer FDP-Staatsrat Pierre Maudet (40). Der letztjährige FDP-Bundesratskandidat hat ein Strafverfahren am Hals: Er wird der Vorteilsnahme im Zusammenhang mit einer Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate verdächtigt (BLICK berichtete).
Prüfungskommission nimmt Kandidaten um die Lupe
Die FDP verlässt sich jedoch nicht darauf, dass die Kandidierenden alle Sünden selber beichten. Wie sie am Mittwoch in Bern bekannt gab, installiert sie eine dreiköpfige Prüfungskommission, die bei Dritten Auskünfte einholen darf und die Kandidaten auf Herz und Nieren prüft.
Dies ist buchstäblich zu verstehen: So untersucht der Zürcher alt Ständerat und Mediziner Felix Gutzwiller (70) die körperliche Verfassung. Zudem wird die frühere Fraktionschefin und Juristin Gabi Huber (62) – die «eiserne Lady» der FDP aus Uri – die Lebensläufe durchleuchten und der Neuenburger Philippe Bauer (56) sich als aktiver Nationalrat parteiintern umhören.
Auch Männer dürfen sich bewerben
Nicht gesiebt wird hingegen nach den Kriterien Landesregion, Sprache und Geschlecht. Alle Interessierten sollen sich bis am 24. Oktober um Mitternacht bewerben können. Männer und Frauen gleichermassen, obschon die Partei die Präferenz für eine Frau hat, so FDP-Vizepräsident Christian Lüscher (54).
Erst am 16. November dann will die FDP-Fraktion ihre Strategie festlegen und das Ticket zusammenstellen. Ob mit einer Person oder mehreren – auch hier gibt es keine Vorgaben. Die FDP will sich alle Optionen offen lassen.
Gössi kandidiert nicht
Nur eines machte die Parteipräsidentin klar: Sie selber steht bei der Wahl am 5. Dezember nicht zur Verfügung. Sie sei erst im Frühjahr im Amt bestätigt worden und habe das Versprechen abgegeben, die Partei in die Wahlen zu führen.