Aargauer Gesundheitsdepartement in der Kritik
Aufstand wegen Massenentlassung beim Contact Tracing

Trotz steigender Fallzahlen verkleinert der Kanton Aargau das Contact Tracing. 15 Angestellten wird gekündigt, Dutzende Mitarbeitende sollen nur noch auf Abruf bereitstehen. Die Betroffenen sind entsetzt.
Publiziert: 26.07.2021 um 10:29 Uhr
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Der Kanton Aargau verkleinert das Contact Tracing massiv und entlässt dafür zahlreiche Mitarbeitenden.
Foto: keystone-sda.ch

»Das Aargauer Gesundheitsdepartement steht wegen der Verkleinerung des Contact Tracings in der Kritik. 140 Mitarbeitende haben in den letzten Monaten im Kanton Infektionsketten zurückverfolgt und weitere Ansteckungen zu verhindern versucht. Nun werden 15 von ihnen auf Ende Monat entlassen. 59 Personen sollen neu nur noch auf Abruf – also ohne fixes Einkommen und Arbeitsgarantie – zur Verfügung stehen.

Bei den Betroffenen ist die Wut und das Unverständnis gross. Solche Anstellungsbedingungen könne sich kaum jemand leisten, kritisieren Betroffene gegenüber der «Aargauer Zeitung». Sie wollen den neuen Vertrag für die Arbeit auf Abruf nicht unterzeichnen und sind überzeugt, dass das auch viele ihrer Kolleginnen und Kollegen nicht tun würden. Es sei darum nicht sichergestellt, dass das Contact Tracing im Falle einer erneuten Welle im Kanton Aargau funktioniert.

«Eine Ohrfeige für uns alle»

In den vergangenen Monaten waren die Contact Tracerinnen und Tracer teilweise einer enormen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Zum Teil habe man in der zweiten Welle 16 Stunden pro Tag und 13 Tage am Stück gearbeitet, erzählen Angestellte. Vorgesetzte hätten Überstunden angeordnet. Der «Aargauer Zeitung» liegen Arbeitspläne vor, aus denen hervorgeht, dass Schichten von mindestens 9 Stunden normal waren. Als Dank für diesen Einsatz gebe es nun die Kündigung. «Das ist eine Ohrfeige für uns alle», sagt eine Mitarbeiterin.

Die Betroffenen werfen dem Departement unter Regierungsrat Jean-Pierre Gallati (54, SVP) ausserdem vor, erst vor wenigen Monaten noch mehr Leute eingestellt zu haben. Ausserdem habe das Departement Arbeitsverträge zu spät verschickt oder diese seien fehlerhaft gewesen. Insgesamt habe die Behörde «unglaublich unprofessionell» gewirkt, bemängelt eine Mitarbeiterin.

Gesundheitsdepartement wehrt sich gegen Vorwürfe

Das Aargauer Gesundheitsdepartement wehrt sich gegen die Vorwürfe. Aufgrund des ausserordentlichen Zeitdrucks sei es zu Fehler gekommen, die man jedoch raschestmöglich korrigiert habe. Mehrstunden seien kompensiert oder ausbezahlt worden.

Zur Kritik an den Verträgen auf Abruf teilt der Kanton mit, die Verträge seien noch gar nicht zugestellt worden. Zudem würden die IT weiterentwickelt und Prozesse optimiert, um das Funktionieren des Contact Tracings auch mit weniger Personal sicherzustellen.

Spitalpersonal kritisiert Entlassungen ebenfalls

Nicht nur die Mitarbeitenden gehen wegen der Kündigungen auf die Barrikaden, auch von Seiten der Konferenz der Aargauischen Staatspersonalverbände wird harsche Kritik an der Massenentlassung laut. Eine Vielzahl der Verträge sei sowieso bis Ende Jahr befristet. «Dass diese Mitarbeitenden, welche in einer schwierigen Zeit sich bereit erklärt haben, den Kanton Aargau bei der Bewältigung der Corona-Pandemie zu unterstützen, nun maximal 4 Monate vor dem Vertragsende entlassen werden, ist höchst fragwürdig», teilte der Verband in einer Mitteilung mit. Das mache selbst aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn.

Der Verband kritisiert insbesondere auch, dass die Aargauer Regierung praktisch gleichzeitig zur Entlassung der Contact-Tracing-Mitarbeitenden einen neuen Zivilschutz-Einsatz bewilligt hat, sollten die Zahlen wieder massiv steigen. Sie sollen im Notfall auch fürs Contact Tracing zum Einsatz kommen. «Personen, welche notabene aus der Privatwirtschaft abgezogen werden, so an ihrem Arbeitsort fehlen werden und von der öffentlichen Hand bezahlt werden müssen», schreibt der Verband des Spitalpersonals. (lha)

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