Die Delegierten der Grünen nahmen das CO2-Gesetz am Samstag mit 98 Prozent Ja-Stimmen an. Zuvor hatte Nationalrätin Delphine Klopfenstein (GE) gesagt, das Gesetz werde nicht nur von der SP, den Grünen, der Mitte und der FDP unterstützt, sondern auch von Economiesuisse und Unternehmen wie Novartis. «Mitglieder, mit denen wir nicht gewohnt sind, Wahlkampf zu machen», stellte die Politikerin schmunzelnd fest.
Die Ja-Parolen zur Trinkwasser- und zur Pestizidinitiative haben die Grünen bereits am 24. Oktober 2020 beschlossen. Die Klima- und die Biodiversitätskrise seien die grössten Herausforderungen unserer Zeit und hingen eng zusammen, schrieb die Partei am Samstag. Alle drei Vorlagen stärkten eine ökologische Landwirtschaft, beschleunigten die Abschaffung biodiversitätsschädigender Anreize und die Senkung des Treibhausgasausstosses.
An einer Medienkonferenz am kommenden Dienstag wollen die Grünen zusätzlich ein Impulsprogramm präsentieren für einen grünen Aufschwung nach der Covid-19-Krise. Ein «Green Recovery» soll klimafreundliche Arbeitsplätze schaffen, zu einem grünen und raschen Aufschwung nach der Pandemie beitragen und den Grundstein legen für eine innovative und klimaneutrale Wirtschaft des 21. Jahrhunderts.
Auch zum Covid-19-Gesetz fassten die Grünen die Ja-Parole: Das Gesetz sei ein zentrales Element zur Bewältigung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen. Zum Bundesgesetz über polizeiliche Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus sagten die Delegierten Nein, da dieses schwere Eingriffe in die Grundrechte selbst von Kindern und Jugendlichen ermögliche.
In einer Ansprache an die Delegierten forderte Grünen-Präsident Balthasar Glättli am Samstag einen Elternurlaub von je 18 Wochen für beide Elternteile. In der Gleichstellungspolitik sei eine fundamentale Veränderung nötig und nicht bloss politische Kosmetik für Frauen.
Die Grünen müssten sich dafür einsetzen und eine Allianz suchen, die mit der gleich langen Elternzeit für beide Elternteile den grossen Wurf wage. Für die Gleichstellung sei eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine fairere Aufgabenteilung zwischen beiden Elternteilen entscheidend.
Eine Elternzeit müsse für beide Elternteile gleich gelten. Ansonsten würden Frauen gegenüber Männern etwa bei der Jobsuche benachteiligt, weil Frauen in Betrieben bei Nachwuchs länger fehlten. «Unzählige Frauen haben Angst davor, bei der Geburt ihres Kindes beruflich auf dem Abstellgleis zu landen», sagte Glättli.
In der Schweiz können Väter von neugeborenen Kindern seit Anfang dieses Jahres einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub beziehen. Dafür hatte sich das Stimmvolk im vergangenen September ausgesprochen. Müttern stehen seit 2005 14 Wochen Mutterschaftsurlaub zu.
In seiner Rede pries Glättli weiter den Wahlerfolg der Grünen. Anfang März habe die Partei bei kantonalen oder kommunalen Wahlen in Solothurn, im Wallis, in der Waadt und in Freiburg teils markant zugelegt. «Die Wählenden fordern uns dazu auf, den Klimaschutz und die gesellschaftliche Solidarität auch in den schwierigen Pandemiezeiten hochzuhalten», sagte Glättli.
Gleichzeitig warnte er vor Übermut. «Wir dürfen nicht grössenwahnsinnig werden.» An vielen Orten habe man zwar deutlich zugelegt, aber verfüge noch lange nicht über eine progressive Mehrheit. Das Ziel der Grünen sei es, Verantwortung mitzutragen. Glättli erneuerte dabei angesichts gestiegener Wählerprozente die Forderung nach einem Bundesratssitz.
Die grünen Delegierten stimmten am Samstag zudem einer Statutenänderung zur geschlechtergerechten Formulierung ihres Parteinamens zu: In der Westschweiz lautet der Parteiname ab sofort «les VERT·E·S suisses». Diese Formulierung widerspiegle die grüne Pionierrolle für die Gleichstellung.
(SDA)