Einwanderer beziehen häufiger Arbeitslosengeld als Schweizer
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Seco veröffentlicht Zahlen:Migranten beziehen häufiger Arbeitslosengeld als Schweizer

8 Fakten zur Personenfreizügigkeit
Deutsche verdienen bei uns mehr als Schweizer

Welche Folgen hat die Personenfreizügigkeit für die Schweiz – zum Beispiel, was Löhne oder AHV betrifft? BLICK fasst die spannendsten Erkenntnisse des Bundes zusammen.
Publiziert: 01.07.2019 um 13:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2019 um 14:10 Uhr
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Das Personenfreizügigkeitsabkommen zwischen der EU und der Schweiz ist seit 2002 in Kraft.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Sie ist einer der heissesten Eisen in der Schweizer Politik: die Personenfreizügigkeit. Seit nunmehr 17 Jahren können EU-Bürgerinnen und -Bürger ohne Einschränkungen in der Schweiz leben. Die einzige Voraussetzung ist eine Arbeitsstelle oder genügend finanzielle Mittel. 

Ebenso lange wie das Personenfreizügigkeitsabkommen mit der EU gibt es im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eine Abteilung, die überwacht, welche Folgen das Abkommen für die Schweiz hat. Sie veröffentlicht jedes Jahr einen Bericht mit den neusten Erkenntnissen. Der jüngste ist heute erschienen. 

BLICK fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen: 

  • Zuwanderung stagniert: Mit 31'200 Personen blieb die Nettozuwanderung aus dem EU- und Efta-Raum – also Zuwanderung minus Auswanderung – 2018 praktisch gleich wie das Jahr zuvor. Das ist mehr als halb so viel wie im Rekordjahr 2013. 
  • Portugiesen gehen wieder heim: Stark zurückgegangen ist in den letzten Jahren die Zahl der Migranten aus Portugal. 2018 gingen zum zweiten Mal in Folge mehr Portugiesen zurück in ihre Heimat, als Landsfrauen und -männer in die Schweiz kamen. Im vergangenen Jahr betrug der sogenannte Wanderungssaldo minus 2600 Personen. Das Seco erklärt sich das vor allem mit der Erholung der Wirtschaft und dem damit verbundenen Rückgang der Arbeitslosigkeit in Portugal.
  • Deutsche haben höhere Löhne als Schweizer: Ausländerinnen und Ausländer, die zwischen 2010 und 2018 in die Schweiz kamen, verdienen im Schnitt 0.8 Prozent mehr als Ansässige. Berücksichtigt man allerdings lohnrelevante Faktoren wie Berufserfahrung, Stellung, Alter oder Branche, ändert sich das Bild: Dies herausgerechnet, verdienen die Zuwanderer im Durchschnitt 0.4 Prozent weniger. Am meisten Lohn bekommen hierzulande Nord- und Westeuropäer (vor allem Deutsche und Franzosen), die in der Regel gut ausgebildet sind und oftmals Führungspositionen haben. Ihr durchschnittlicher Stundenlohn ist mit rund 47 Franken deutlich höher als der von Schweizern (rund 42 Franken). Rechnet man auch hier die lohnrelevanten Faktoren heraus, bleibt ein nicht erklärbarer Lohnunterschied von 2 Prozent.Bei Osteuropäern beträgt der nicht erklärbare Lohnunterschied hingegen fast 6 Prozent. Das Seco schliesst aus diesen Zahlen, dass die Zuwanderung nicht zu Lohndumping führt.
  • Ausländer für AHV positiv: Wegen des Umlageverfahrens profitiert die AHV von den EU-Ausländern. Mit ihren Lohnanteilen füllen sie mehr als einen Viertel des AHV-Topfs, beziehen aber nur etwa 15 Prozent. Bei der Arbeitslosenkasse hingegen ist es gerade umgekehrt: Hier finanzieren sie 24 Prozent, beziehen aber 31 Prozent des Geldes. 
  • EU-Ausländer beziehen häufiger Sozialhilfe: Die Sozialhilfequote in der Schweiz liegt bei 3 Prozent. Aufgeschlüsselt nach Nationalitäten zeigt sich, dass sie bei EU-Ausländern mit 3,3 Prozent leicht höher ist als bei Schweizern (2,3 Prozent).
  • Jeder dritte Arbeiter ist zugewandert: Im vergangenen Jahr waren 32 Prozent der Arbeitskräfte in der Schweiz Zugewanderte – 20 Prozent aus der EU, 12 Prozent von ausserhalb. Damit ist die Ausländerquote im Arbeitsmarkt europaweit nur in Luxemburg höher. Und der Anteil Ausländer im Arbeitsmarkt ist deutlich höher als der Anteil Ausländer an der Gesamtbevölkerung (rund 25 Prozent). 
  • Neun von zehn EU-Ausländern arbeiten: Die Erwerbsquote der EU- und Efta-Ausländer nimmt zu. Waren 2017 noch 82,1 Prozent erwerbstätig, waren es 2018 schon 87,3 Prozent. Bei den Schweizern nahm die Quote im selben Zeitraum nur um 2,5 Prozentpunkte zu. Bei Drittstaatenangehörigen stieg die Quote um 2,2 Prozentpunkte auf 75 Prozent.
  • EU-Einwanderer verjüngen die Schweiz: Die durch das Personenfreizügigkeitsabkommen eingewanderten Ausländer sind im Schnitt knapp 30 Jahre alt. Zwei Drittel sind zwischen 18 und 41 Jahre alt. Dank der Zuwanderung habe die Alterung der Bevölkerung etwas verzögert und abgebremst werden können, hält das Seco fest.
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