Deshalb braucht es ein Moratorium
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5G-Gegner im Interview:Deshalb braucht es ein Moratorium

5G-Gegner rufen zu nationaler Demo auf
«Ist Videoschauen auf dem Handy wirklich nötig?»

Der Widerstand gegen den neuen Mobilfunk-Standard 5G wächst. Nun rufen Gegner zu einer nationalen Kundgebung auf. Aus ihrer Sicht ist 5G nicht nur viel schneller, sondern auch viel gefährlicher als die bisherige Technologie.
Publiziert: 08.05.2019 um 16:46 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2019 um 13:45 Uhr
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Der neue Mobilfunk-Standard 5G stösst auf heftigen Widerstand.
Foto: Keystone

Die 5G-Gegner machen mobil. Am Freitag organisiert die Bürgervereinigung Stop 5G in Bern eine nationale Kundgebung gegen die neue Mobilfunk-Technologie.

Bei der Vereinigung handelt es sich um einen losen und ziemlich bunten Zusammenschluss von Skeptikern aus allen Landesteilen, darunter unter anderem ein Biophysiker, mehrere Ingenieure und Personen, die sich als «elektrohypersensibel» bezeichnen. Auch SP-Nationalrat Thomas Hardegger (63) ist mit an Bord. Man sei aber politisch unabhängig, betont die Vereinigung. An einer Medienkonferenz hat sie sich heute Morgen vorgestellt und ihre Forderungen präsentiert.

5G-Moratorium verlangt

Die Hauptforderung der Skeptiker: ein nationales 5G-Moratorium. Es soll gelten, bis wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Technologie nicht gefährlich ist. Zudem sollen die Strahlenschutz-Grenzwerte nicht angehoben werden dürfen, wie es die Mobilfunkanbieter fordern. Der Bund prüft derzeit eine Anpassung.

«Wir sind nicht gegen Technologie, aber für eine vernünftige Nutzung», stellten die Vertreter der Bürgervereinigung heute klar. Darunter verstehen sie durchaus auch Verzicht. Besonders viele Daten verschlinge das Streamen, stellte Elektroingenieur Olivier Bodenmann fest. «Aber ist Videoschauen auf dem Handy wirklich nötig?», fragte er. Er glaube das nicht. Schliesslich könne man die Videos ja zu Hause herunterladen, um sie später unterwegs zu schauen.

5G sei «gigantisches Experiment»

Die Gegner sind überzeugt davon, dass die Mobilfunkstrahlung die Gesundheit gefährdet. Sie sei zum Beispiel krebserregend oder könne zu Schlafproblemen führen. Mögliche Langzeitfolgen kenne man zudem schlichtweg noch nicht. Bei der Einführung von 5G handle es sich deshalb um ein «gigantisches Experiment an Mensch, Tier und Pflanzen».

Der Bundesrat indes hält in einem Bericht von 2015 fest, dass derzeit erst eine einzige schädliche Wirkung von Handystrahlung zweifelsfrei nachgewiesen ist – nämlich, dass sie das Körpergewebe erwärmt. Gleichzeitig räumt er aber auch ein, dass es an «aussagekräftigen Langzeituntersuchungen» fehlt. Dass man bisher keine gesundheitlichen Risiken nachweisen konnte, bedeute deshalb nicht, dass es keine gebe.

Die Bürgervereinigung sieht in 5G ausserdem noch viel mehr als nur gesundheitliche Gefahren. In einem Flyer warnt sie auch vor einer Totalüberwachung der Gesellschaft und einer Umweltkatastrophe. Die Argumente illustrieren, aus welch ganz unterschiedlichen Ecken die 5G-Gegner kommen. 

Der Widerstand wächst

Die Schweiz ist eines der ersten Länder, in der 5G zum Einsatz kommt.  Seit einigen Wochen bieten Swisscom und Sunrise ein 5G-Netz an, allerdings nur in ausgewählten Gemeinden. Ein grossflächiger Ausbau ist bis Ende Jahr vorgesehen. 

Die Mobilfunkbetreiber sind mit einem wachsenden Widerstand aus der Bevölkerung konfrontiert. In zahlreichen Gemeinden wehren sich Bürger gegen den Bau neuer Mobilfunk-Antennen, die für die Einführung des viel schnelleren Mobilfunkstandards nötig sind. In Genf und der Waadt haben die jeweiligen Parlamente zudem bereits auf kantonaler Ebene ein Moratorium gefordert. In weiteren Kantonen, auch in der Deutschschweiz, sind Vorstösse zum Thema hängig.

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