Wenn Politiker um Stimmen buhlen, verteilen sie gern Äpfel oder Schokolade. Johannes Jenny (56, FDP) hat sich für einen ausgefallenen Werbesnack entschieden. «Krähensuppe, probieren Sie Krähensuppe», pries der Aargauer Grossrat gestern in Baden AG an.
Viele Passanten schütteln ungläubig den Kopf. Oder laufen angewidert weiter. Einige haben Mut, lassen sich einen Teller schöpfen: «Es schmeckt gut, ähnlich wie Wild», urteilt Sandra Wolfgang (50). Sie würde das Gericht sogar zu Hause kochen – Jenny hat das Rezept auf seiner Wahlwerbung abgedruckt.
Auch Lea Wegmann (12) verputzt eine Portion. «Krähen hat sicher noch keiner von meinen Kollegen gegessen. Cool!», sagt die Schülerin. Und der Koch? «Vielleicht habe ich etwas wenig Salz erwischt, sonst bin ich zufrieden.»
Schmeckt ausgezeichnet
Er erwarte ablehnende Reaktionen, sagte Jenny vor seiner Aktion zur «Aargauer Zeitung». «Dieses Essen sind wir uns nicht gewohnt. Wenn man sich überwindet, schmeckt es aber ausgezeichnet.»
Die Krähen bezog der Politiker, der als Geschäftsführer von Pro Natura Aargau arbeitet, von Jägern. Die hatten die Vögel legal erlegt, damit sie bei den Bauern keine Schäden anrichten. 45 Stück benötigte er auf 25 Liter Brühe.
Ethische Gründe
Jenny betont, er serviere seine Krähensuppe aus ethischen Gründen. «Wenn man die Tiere schon schiesst, sollte man sie zumindest sinnvoll verwerten. Anstatt sie einfach auf der Kadaverstelle zu verbrennen.» Das gelte nicht nur für Krähen, sondern für alle jagdbaren Wildtiere. «Ich habe auch schon Fuchs gegessen.»