Die Sozialhilfe-Entwicklung kennt im Moment nur eine Richtung: nach oben. 2016 nahm die Zahl der Fälle in 14 Schweizer Städten um durchschnittlich 5,2 Prozent zu, wie ein heute veröffentlichter Bericht der Städteinitiative Sozialpolitik zeigt. Die Zunahme ist deutlich höher als in den Vorjahren. Damals betrug der Anstieg jeweils unter 3 Prozent.
Zunahme bei vorläufig Aufgenommenen
Ein Teil des Anstiegs erklärt sich mit der Zunahme der Wohnbevölkerung. Gerade bei Ausländern hat die Sozialhilfe zugenommen. So spielt auch die Flüchtlingspolitik eine Rolle. Die höhere Zahl der Asylsuchenden wirkt sich nun auf die Sozialhilfe aus: «Viele Städte registrieren eine teilweise markante Zunahme von vorläufig aufgenommenen Personen in der Sozialhilfe», so die Studie.
Doch trotz des Anstiegs der Fallzahlen bleibt die Sozialhilfe-Quote – also der Anteil der Sozialhilfebezüger an der Gesamtbevölkerung – in den meisten Städten relativ stabil.
Sozialhilfe-Hochburg Biel
Sozialhilfe-Hochburg ist einmal mehr die Stadt Biel mit einer Sozialhilfe-Quote von 11,8 Prozent. Das heisst: Gut jeder achte Bieler bezieht Sozialhilfe. Dahinter folgen Lausanne mit 8,8 Prozent und Basel mit 6,7 Prozent. Die tiefste Quote weist mit nur 1,6 Prozent Uster aus.
Das Fazit der Autoren: «Das Sozialhilferisiko ist in den Städten im westlichen Landesteil, in den grösseren Deutschschweizer Städten mit Zentrumsfunktion sowie in stadtnahen Agglomerationsgemeinden mit günstigem Wohnraum höher als in den kleinen Städten der Deutschschweiz.»
Unter dem Strich sind die Städte überdurchschnittlich mit Sozialhilfefällen konfrontiert. So lag die schweizerische Sozialhilfequote 2015 insgesamt bei 3,2 Prozent (die Zahlen für 2016 liegen noch nicht vor).
Kinder als Armutsrisiko
Neu erhebt die Studie auch eine Haushaltsquote. Diese zeigt, in wie vielen Haushalten zumindest eine Person Sozialhilfe bezieht. Spitzenreiter bleibt auch in dieser Kategorie Biel mit 13,5 Prozent!
Die Statistik zeigt dabei: Bei den Sozialhilfebezügern handelt es sich in rund 70 Prozent der Fälle um Einzelpersonen. Dahinter folgen aber bereits Alleinerziehende, die je nach Stadt 15 bis 21,5 Prozent der Fälle ausmachen.
Besonders erschreckend: Die Sozialhilfequote von Kindern liegt in allen Städten deutlich über dem Durchschnitt. «Bei den Haushalten mit Minderjährigen ist das Sozialhilferisiko in den Städten höher als bei jenen ohne Minderjährige», so die Studie. Kinder werden damit zu einem Armutsrisiko.
Extrem zeigt sich die Armutsfalle bei alleinerziehenden Müttern unter 25 Jahren: Über 80 Prozent dieser Haushalte sind auf Sozialhilfe angewiesen.