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25’200 Franken für Kurse und Diplome
Armee ködert Offiziere mit Weiterbildung

Um das Milizkader zu halten, finanziert die Armee seit einem Jahr zivile Weiterbildungen. Diese Grosszügigkeit verfängt bei den Offizieren. Für 2019 rechnet die Armee mit einem starken Anstieg.
Publiziert: 27.01.2019 um 22:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2021 um 14:38 Uhr
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Vor kurzem haben wieder die Rekrutenschulen begonnen. Die Armee will wie die Privatindustrie gutes Personal und Kader möglichst behalten.
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Andrea Willimann
Andrea WillimannBundeshaus-Redaktorin

Private Unternehmen halten herausragende Mitarbeiter mit Weiterbildungen bei der Stange. Kürzlich hat auch die Armee diesen Trick begriffen: Seit dem 1. Januar 2018 zahlt sie ihren Unteroffizieren, Offizieren und Armeestäblern einen Zustupf an zivile Aus- und Weiterbildungen. Und diese greifen mit vollen Händen zu, wie die erste Jahresbilanz zeigt.

15 Millionen Franken werden pro Jahr ausgeschüttet

Sprachkurse, Diplome, Brevets, Studiengebühren: Bis zu 25'200 Franken erhalten Armeeangehörige für eine absolvierte Aus- oder Weiterbildung. Die Summe hängt vom erreichten Grad zwischen höherem Unteroffizier und Stabsoffizier ab. Das Minimum beträgt 3300 Franken.

Die Armee lässt sich also beim Kader nicht lumpen. Jährlich reserviert sie 15 Millionen Franken ihres 5-Milliarden-Budgets für die Bildungsgutscheine, wie Armeesprecher Stefan Hofer mitteilt.

Der grosse Run kommt dieses Jahr

BLICK liegen auch die Detailzahlen fürs erste Jahr vor: 2018 wurden 87 Anträge für eine Bildungsgutschrift gestellt, und 72 davon genehmigt. 15 Gesuche wurden abgelehnt oder zurückgewiesen, weil sie unvollständig waren oder nicht den Vorgaben entsprachen.

So gibt es kein Geld aus der Armeekasse für den Lebensunterhalt von Studenten, für Reisekosten oder für Anschaffungen von Werkzeugen oder Büchern. Entscheidend ist zudem, dass die Ausbildungsstätte eidgenössisch oder kantonal anerkannt ist oder zu einem entsprechenden Abschluss führt.

Insgesamt hat die Armee vergangenes Jahr 153'500 Franken ausbezahlt, um junge Leute zum Weitermachen zu motivieren. Das scheint wenig, aber Achtung! «Wir rechnen 2019 mit einem starken Anstieg. Denn das Gros der Berechtigten in der neuen Armeeorganisation wird erst ab diesem Jahr seine Kaderausbildung abschliessen», erklärt Hofer.

Zudem ist der Deal «Bildungsgutschrift gegen Militärkarriere» noch nicht in allen Landesteilen gleich bekannt: 78 Prozent der Gesuche stammten aus der Deutschschweiz.

Arbeitgeber sollen profitieren

Daniel Baumgartner (57), Ausbildungschef der Armee, ist trotzdem hocherfreut, dass der Cashköder funktioniert: «Ich bin sehr zufrieden, dass wir die Jungen entschädigen und ihnen etwas für ihre zivile Laufbahn mitgeben können.» Zweck sei es, den Kadern eine Entschädigung für ihr Engagement in der Milizarmee zu geben und so für Soldaten und Arbeitgeber einen Mehrwert zu schaffen.

Erfüllen dürfte sich auch das Ziel der Armee: der Stopp beim Aderlass bei den höheren Kadern. Gemäss der Armeeauszählung 2016 fehlten über 1300 Kader der Grade Hauptmann, Major, Oberstleutnant und Oberst. Fast jede fünfte Chefposition war unbesetzt. Aktuelle Zahlen sollen laut Armeesprecher Hofer im März folgen.

Amerikanische Verhältnisse sind nicht das Ziel

Eine Ausweitung in Richtung «Berufsausbildung für alle in der Armee» wie es die USA kennen, wo die Army für Junge ohne Berufsausbildung eine zweite Chance ist, davon ist man in der Schweiz aber weit entfernt. Den Anspruch auf Bildungsgutschriften für alle Armeeangehörigen zu öffnen, ist nicht geplant, bestätigt Hofer.

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