SBB-Chef Andreas Meyer bekam am Mittwochmorgen dramatischen Besuch: Schwarz gekleidet erschien ein Trauerzug vor dem Hauptsitz der SBB in Bern. Es handelte sich um eine Delegation des Verkehrs-Club der Schweiz (VCS), der so gegen den geplanten Serviceabbau protestierte.
52 Dörfer ohne Schalter
Stein des Anstosses sind Billettverkaufsstellen in 52 Schweizer Gemeinden, unter anderem in Flawil SG, Gelterkinden BL oder Bürgeln TG. Diese wollen die SBB schliessen. Dabei betreibt das Unternehmen diese gar nicht selbst, sondern lässt die Billetts von Avec-Shops, auf der Poststelle oder im Migrolino verkaufen.
Der VCS wehrt sich gegen diesen Serviceabbau mit einer Petition. In zwei Monaten sind bereits 22'000 Unterschriften zusammengekommen, vor allem aus St. Gallen, dem Thurgau und dem Tessin.
Hürden für Ältere und Behinderte
Evi Allemann, Präsidentin des VCS und Berner SP-Nationalrätin: «Wir sind für einen starken Service Public.» Mit dem Abbau der 52 Schalter entferne sich die SBB aber von ihren Kundinnen und Kunden. Insbesondere ältere Menschen und Menschen mit Behinderung drohten wortwörtlich den Anschluss zu verlieren.
Zwar sei die neue SBB-App einfach zu bedienen. Doch solange nicht alle Billette, auch die für den internationalen Verkehr, unkompliziert mit dem Handy gekauft werden können, brauche es persönliche Beratung. «Wir wollen eine kundenfreundliche SBB», so Allemann.
Bis Februar wird weitergesammelt
Der VCS fordert die SBB deshalb auf, die bewährte Partnerschaft für den Billettverkauf durch Dritte beizubehalten oder mit den Kanton und Gemeinden andere Lösungen zu finden. Und der Verein sammelt weiter Unterschriften – bis Ende Februar. Mitte März sollen diese dann der SBB übergeben werden. (sf)