22 Franken pro Stunde
SGB fordert Mindestlohn für Kuriere

Seit der Schliessung der Restaurants während der Corona-Krise boomen Kurierdienste. Doch die Kuriere würden oft schlecht entlöhnt und seien sozial schlecht abgesichert, kritisiert der Schweizerische Gewerkschaftsbund. Er fordert einen Mindestlohn von 22 Franken.
Publiziert: 20.04.2021 um 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2021 um 13:21 Uhr
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Die Schliessung der Restaurants während der Corona-Krise hat einen Boom bei den Kurierdiensten ausgelöst.
Foto: Keystone

«Die Corona-Krise hat in der Schweiz zu einem enormen Anstieg der Unterbeschäftigung geführt», sagte Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), am Dienstag vor den Medien. Das Instrument der Kurzarbeit habe zwar viele Entlassungen verhindert. Doch auch nach der zweiten Corona-Welle seien ausserordentlich viele Berufstätige ohne Arbeit. Die jüngeren und die älteren Arbeitnehmenden seien überproportional betroffen.

Zurzeit seien rund 600'000 Personen in der Schweiz auf Arbeitslosenversicherung angewiesen, sagte SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard (53, SP), die meisten von ihnen befänden sich in Kurzarbeit. Das seien rund sechs Mal so viele wie noch Anfang 2020. Die Betroffenen müssten seit Monaten mit mindestens 20 Prozent weniger Einkommen leben.

Schlechte Aussichten

Die Aussichten für die nächsten Monate sind laut dem Gewerkschaftsbund beunruhigend. Auf dem Arbeitsmarkt sei keine substanzielle Erholung in Sicht. Der SGB fordert deshalb eine rasche Verlängerung der Kurzarbeit von 18 auf 24 Monate, um Entlassungen zu vermeiden.

Zur Stärkung der Kaufkraft und zur Stimulierung der Binnenkonjunktur sollten zudem die rund fünf Milliarden Franken an überschüssigen Prämienreserven bei den Krankenkassen der Bevölkerung zurückerstattet werden, sagte Chefökonom Lampart.

Boom bei Kurierdiensten

Durch die Teil-Schliessungen der Wirtschaft seien prekäre Jobs gefördert worden, macht der SGB geltend. Die Schliessung der Restaurants etwa habe zu einem Boom bei den Essenslieferungen über Kuriere geführt. Diese hätten oft tiefe Löhne, unsichere Arbeitszeiten und eine schlechte soziale Absicherung. Dabei würden erkämpfte Mindeststandards umgangen. Dasselbe gelte etwa beim Onlinehandel.

«Die neuen Stellen entstehen im unregulierten Bereich: das sind die Temporärangestellten, Subunternehmen, Scheinselbstständigen», sagte Daniel Münger, Präsident der Gewerkschaft Syndicom. Daher sei für ihn klar, «nur allgemeinverbindliche Branchen-Gesamtarbeitsverträge schützen wirksam vor Prekarisierung». Der SGB fordert einen Mindestlohn von 22 Franken pro Stunde.

Arbeitnehmende unter Druck

In vielen Branchen hat die Pandemie gemäss SGB nicht nur die Einkommenssituation verschlechtert: «Wer trotz Lockdown weiterarbeiten konnte, musste oft weitere Verschlechterungen in Kauf nehmen, etwa in der Verkaufsbranche zur Abwicklung von Online-Aufträgen», sagte Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia.

Der Druck, solche Verschlechterungen zu akzeptieren, sei immens. Denn schliesslich gehe es denen, die in Kurzarbeit stehen, ja noch schlechter. «Daher brauchen wir 100 Prozent Lohnersatz bei Löhnen bis 5000 Franken», sagte Alleva. Der Gewerkschaftsbund fordert unter anderem auch Jobgarantien im Betrieb sowie Unterstützung für die Ausbildungsabgängerinnen und -abgänger bei der Stellensuche.

(SDA)

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