Im Galopp über das Hindernis. An diesem verregneten Mittwochmorgen lassen zwei Veterinär-Offiziers-Aspiranten ihre Pferde springen. Und die Train- und Veterinär-Rekrutenschule beginnt in diesen Tagen mit der Reitausbildung. Während sich in der Bundesstadt hohe Militärs und Politiker über Bodluv-Millionen und das Fünf-Milliarden-Armeebudget streiten, ist zwölf Kilometer weiter in der Kaserne Sand bei Schönbühl BE die Welt noch in Ordnung.
Doch für wie lange noch? Bei den Reitpferden der Armee sieht die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) Einsparpotenzial. Dies schreibt auch die parlamentarische Finanzdelegation in ihrem jüngsten Bericht.
Bei den Pferden, die die Rekruten und Offiziere in der Ausbildung reiten, handelt es sich nicht um die traditionellen Freiberger, welche in den Train-Kolonnen zum Einsatz kommen. Es sind Schweizer Warmblüter. Und während die Freiberger-Lastenpferde eingemietet werden, stehen die 65 Reitpferde der Armee unter der Obhut des Nationalen Pferdezentrums (NPZ). Im Einsatz ist ein Reitpferd allerdings nur 70 Tage im Jahr.
Schulkommandant Liechti schwärmt von «Quickly» und «Crystal»
Gebraucht werden sie für die Reitausbildung von Rekruten und Armeekadern oder ab und zu für eine Patrouille. Schulkommandant Jürg Liechti steht in den Stallungen zwischen den Pferden Quickly und Crystal. Er schwärmt von den Armeetieren. Eine Patrouille hoch zu Ross brauche keinen Treibstoff und könne mehrere Stunden unterwegs sein. Und als eine Gruppe Train-Soldaten mit bepackten Maultieren vorbeigeht, preist er die Tiere als «Ferrari» fürs unwegsame Gebirge an.
Der Unterhalt der 65 Reitpferde im NPZ kostet die Armee jährlich bis zu 2,7 Millionen Franken. Die Minimalkostengarantie liegt bei 2,15 Millionen Franken. Ein Pferd kostet pro Jahr somit rund 35 000 Franken. Die EFK beziffert das Sparpotenzial auf «zehn Prozent oder mehr».
Armeepferde sind auch Fünfkämpfer
Laut einem Armee-Sprecher wird der Vertrag mit dem NPZ per Ende 2018 neu verhandelt. Eine Reduktion des Aufwandes könne durch eine geringere Zahl von Pferden erreicht werden.
Unter einer Reduktion der Pferde könnte aber auch ein privater Verein leiden. Denn an den 295 Tagen im Jahr, an welchen die Reitpferde nicht von der Armee gebraucht werden, dienen die Tiere auch ab und zu der Kavallerie-Bereitermusik Bern. Diese übt unentgeltlich fast jeden Samstag mit den Armeepferden.
Auch dem Modernen Fünfkampf werden die Armeepferde zur Verfügung gestellt. Inwiefern der Dienst der Armeepferde für diese speziellen Einsätze zum Grundauftrag der Armee gehöre, könne man nicht beurteilen, schreibt die EFK in ihrem Bericht.