«14 Wochen Mutterschutz reichen nicht»
Frauen fühlen sich bei Elternzeit vergessen

Der Vaterschaftsurlaub und die Elternzeit-Initiative seien schön und gut, findet eine Frauen-Kommission. Aber: Auch der Mutterschutz komme zu kurz.
Publiziert: 29.02.2020 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2020 um 09:10 Uhr
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Im Herbst entscheidet das Schweizer Stimmvolk über zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
Foto: keystone
Dana Liechti

Im Herbst ist es nach langem Hin und Her so weit: Das Schweizer Stimmvolk entscheidet, ob frischgebackene Papis künftig zwei Wochen Vaterschaftsurlaub bekommen. Gleichzeitig stehen bereits neue Initiativen in den Startlöchern, die noch einen Schritt weiter gehen. Die sogenannte Elternzeit-Initiative etwa fordert in einem ersten Entwurf zusätzliche 14 Wochen Elternzeit – mindestens zehn Wochen davon sollen die Väter beziehen. Der Gedanke dahinter: Bleiben beide Elternteile ungefähr gleich lange zu Hause, unterstützt das die Gleichstellung – daheim und auf dem Arbeitsmarkt.

«14 Wochen Mutterschutz reichen nicht.»

Endlich Gleichberechtigung von Frau und Mann! Das forderten auch die vielen Frauen, die am Frauenstreik 2019 durch die Strassen zogen. Doch ausgerechnet aus ihren Reihen wird nun Kritik an den Vorschlägen laut. «Die Mütter werden in der Diskussion vergessen», findet die Eidg. Kommission dini Mueter (EKdM) – ein Zusammenschluss von Müttern und Kinderbetreuerinnen, der aus dem Frauenstreik heraus entstanden ist. Auch die Mütter hätten heute zu wenig Zeit mit ihrem Kind, schreiben die Frauen in einer Stellungnahme, die SonntagsBlick vorliegt. «14 Wochen Mutterschutz reichen nicht.» Der Beweis: Nur ­gerade 18 Prozent der erwerbstätigen Mütter kehrten bereits nach dieser Frist an ihren Arbeitsplatz zurück. «Und dies meist aus finanziellem Zwang oder aus Angst, ihre Arbeitsstelle zu verlieren», schreibt die EKdM.

Die meisten Mütter würden unbezahlten Urlaub nehmen, um länger beim Kind bleiben zu können. «Sie erkaufen sich mehr Zeit.» Das wiederum wirke sich negativ auf Lohn, Rente und Sozialversicherungen der Frauen aus. «Die Mütter zahlen den Preis fürs Kinderkriegen.» Darüber spreche aber niemand. «Die Debatte wird falsch geführt. Es scheint, als wäre das Thema Mutterschaft erledigt, und jetzt sind die Väter dran.» Sowohl der Vaterschaftsurlaub als auch die Elternzeit-Initiative konzentrierten sich auf die Väter. Dabei könne man Mutterschaft und Vaterschaft nicht gleichsetzen. «Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett stellen Extremsituationen dar, die kein Pendant kennen.»

Gerechte Aufteilung

Che Wagner, Projektleiter der Elternzeit-Initiative, versteht die Kritik der Frauen: «Ein längerer Mutterschutz ist durchaus eine legitime Forderung.» Trotzdem sieht er mit seiner Initiative die Frauenrechte gestärkt: «Unser Ziel ist, die Familienarbeit und die Folgen einer Auszeit auf dem Arbeitsmarkt, die momentan hauptsächlich von Frauen getragen ­werden, gerechter aufzuteilen.» Das wiederum stärke die Gleichstellung. Dass den Männern bei seiner Initiative mehr Wochen ­eingeräumt werden, habe einen guten Grund: «Anhand von Er­fahrungen im Ausland wird deutlich, dass die Mütter signifikant mehr Zeit beziehen, wenn man den Eltern die Aufteilung überlässt.»

Unterstützung erhält die Eidg. Kommission dini Mueter derweil aus der SP. «Es braucht einen längeren Mutterschutz und eine richtige Elternzeit», findet Nationalrätin Tamara Funiciello, die gestern Samstag zur Co-Präsidentin der SP-Frauen gewählt wurde. «Die Zustände in der Schweiz sind mittelalterlich.»

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Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.

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