Das kennen viele: Nach dem Tod der Eltern erben die Kinder das Elternhaus. Da sie alle nicht mehr in der Gegend wohnen, wird das Haus verkauft. Als Anteil aus dem Verkaufserlös hat man als Nachkomme plötzlich 125'000 Franken auf dem Konto. Und fragt sich: Ist mein Geld dort sicher?
Mit der Vollgeld-Initiative, über die wir am 10. Juni abstimmen, bekommt diese Frage eine besondere Aktualität. Denn die Initianten behaupten, nur mit ihrer Vorlage sei Geld sicher, weil Banken bestimmte Guthaben ihrer Kunden – etwa auf einem Lohnkonto – künftig bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hinterlegen müssten. Selbst wenn eine Bank pleite ginge, wäre das Vollgeld der Kunden noch da.
Die Gegner der Initiative halten die zusätzliche Sicherung für übertrieben, weil bei einem Bankenkonkurs schon heute 100'000 Franken pro Kunde und Bank garantiert sind. Und zwar nicht nur bei Lohnkonten, sondern auch bei Sparkonten. Zudem kann man sein Geld auf mehrere Banken verteilen, also bei 125'000 Franken eben 70'000 Franken auf Bank A und 55'000 Franken auf Bank B legen.
100'000 Franken sind nicht absolut sicher
Allerdings: Eine Garantie, dass die 100'000 Franken pro Konto heute komplett sicher sind, will niemand abgeben. In der Schweiz liegen nämlich 440 Milliarden Franken gesicherte Einlagen. Die Banken garantieren untereinander aber nur sechs Milliarden Franken.
Bis zu drei Milliarden Franken stehen tatsächlich jederzeit zur Verfügung und können über eine von den Banken dafür eingerichtete Organisation, die Esisuisse, per Knopfdruck abgerufen werden. Die anderen drei Milliarden müssten von den Banken im Bedarfsfall eingezogen werden.
In den letzten Jahren kam die Esisuisse aber nie zum Zug, obwohl vier Banken geschlossen wurden. Denn diese hatten selbst noch genug flüssige Mittel. «Im Konkursfall erfolgt die Auszahlung der gesicherten Einlagen immer zuerst aus der Liquidität der geschlossenen Bank. Dies hat in den bisherigen Fällen gereicht», erklärt Esisuisse-Sprecher Jean-Marc Felix.
Für das Szenario Flächenbrand gibt es keine Absicherung
Doch was passiert, wenn in einer Krisensituation plötzlich mehrere Geldinstitute pleite gehen? Wenn die sechs Milliarden eben nicht ausreichen? «Dann kommt sowieso der Bundesrat zum Zug», sagt Serge Gaillard (63), Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung. Heisst: Allenfalls müsste der Steuerzahler für die verlorenen Guthaben aufkommen.
Genau das findet Joseph Huber (70), der deutsche Vater des Vollgeld-Konzepts, «skandalös». Es sei falsch, dass Nationalbanken und Staaten die Risiken der Geschäftsbanken übernehmen. Und ausserdem: «Sollten sie jemals eingefordert werden, wären die Staaten ruiniert», sagt Huber dem BLICK.
Die Initiativ-Gegner halten Hubers Warnung für Panikmache. Und sprechen auch der Vollgeld-Initiative die absolute Sicherheit ab. «Ein Einlageschutz kann realistisch betrachtet niemals so umfassend sicher sein wie die Vollgeld-Initianten dies verlangen», so Philipp Rohr, Sprecher der Finanzverwaltung.
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
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