Die Armee hat ein Problem: Sie ist nicht attraktiv genug. Mit einer Charmeoffensive wollen Verteidigungsminister Guy Parmelin (57) und Armeechef Philippe Rebord (60) ändern. Sie nehmen die 14- bis 18-Jährigen ins Visier – mit einer Propaganda-Schlacht. In 100'000 Flyer, die in Schulen und Bildungszentren verteilt werden, will das VBS den Teenagern den Dienst in der Armee schmackhaft machen.
Die neue Armee bietet Chancen, lautet das Credo. Und dafür hat sich das Verteidigungsdepartement richtig ins Zeug gelegt. Insbesondere bei der Kaderausbildung. Weitermachen soll sich auszahlen – etwa im Rahmen von Bildungsgutschriften. Für einen höheren Unteroffizier sind bis zu 12'900 Franken zu holen, mit denen sich die Armee an einer zivilen Aus- oder Weiterbildung beteiligt. Zudem soll es möglich sein, Kaderkurse für das Studium an einer Hochschule anrechnen zu lassen.
Die Steigerung der Attraktivität ist nur einer von vier Pfeilern der Weiterentwicklung der Armee (WEA), deren Umsetzung in Januar beginnt und über den Parmelin und die Armeespitze am Donnerstag in Burgdorf BE informierten.
Rassige Mobilmachung
Nicht mehr die beste Armee der Welt ist das Ziel, sondern die schnellste. Dafür soll ein neues Mobilmachungssystem sorgen. 35'000 Soldaten müssen im Ernstfall in zehn Tagen bereitstehen – aufgeboten via SMS oder Sprachnachricht auf der Combox. Das kann gemäss Armeechef Rebord keine andere Armee in Europa.
Ein Teil soll sogar noch schneller parat stehen: 8000 Soldaten wurden in sogenannte Milizformen mit hoher Bereitschaft (MmhB) eingeteilt. Ziel ist, diese innert 72 Stunden für den Ernstfall aufzubieten. Für sie stehen sämtliche Waffen und Materialien in Hallen vorsortiert und abgepackt bereit.
Die Mobilmachung wird nur im Ernstfall erfolgen. Dieser muss aber nicht militärischer Natur sein. Rebord rechnet auch damit, dass die Armee wegen des Klimawandels häufiger bei Naturkatastrophen im Einsatz stehen wird.
Vollständige Ausrüstung
Damit das klappt, muss die Armee nachrüsten. Bis 2022 sollen die Truppen vollständig ausgerüstet sein. Für RS, aber auch für die Einsatztruppen soll ausreichend Material zur Verfügung stehen. Das ist heute nicht der Fall. So fehlen etwa 100 Sanitätsfahrzeuge, mehrere hundert Scharfschützengewehre und schwimmende Brückensysteme.