Es sind für Bundesräte oder Regierungsrätinnen meist Pflichtveranstaltungen, wenn sie zum Nationalfeiertag den Buurezmorge auf dem Hof von Familie Meier-Müller besuchen oder eine Rede halten zur 1.-August-Feier in Niederhelfenschwil SG oder Oberglatt ZH.
Wobei oberglatt, also besonders lustig, sind die Anlässe selten. Dieses Jahr nicht einmal im trauten Familienkreis, denn den Kindern musste diesmal das Abbrennen von Feuerwerk untersagt werden.
Auf die Kuh gekommen
Eine Ausnahme bildeten heuer die beiden Reden der Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (64), die am Montag erst eine 1.-August-Rede in Stammheim ZH und dann in Dietikon ZH hielt. Und dabei nicht von Tell oder der Neutralität, sondern vom heimlichen Wappentier der Schweiz berichtete: der Kuh.
Steiner verglich den Wahlkampf mit dem Wettstreit von Eringer Kampfkühen, sprach davon, dass wir uns in unserem Land trotz vier unterschiedlicher Sprachen zusammengerauft und nun denselben Stallgeruch hätten und – als Zürcherin – dass der Kanton Zürich «gemolken» werde, wohl beim Finanzausgleich. Die Politikerin lobte auch, dass Kühe farbenblind sind, also nicht rotsehen – was bei so manchem Politiker geschieht. Sie wäre sowieso eher für orange, die Parteifarbe der einstigen CVP und heute ihrer Mitte-Partei.
Tour de Suisse
Bundesrätinnen und -räte müssen bei ihren Reden zurückhaltender sein – oder ihre Kommunikationsheere drängen sie zumindest oft dazu. Was aber zu einer Zeit, in der in Europa Krieg herrscht, auch angebracht ist.
Der Bundespräsident Ignazio Cassis (61) machte sich am Nationalfeiertag mit italienschsprachigen Jugendlichen per Zug zu einer Tour de Suisse auf, die ihn erst auf einen Bauernhof nach Knonau ZH und später in die Romandie führte. Dort stiegen französischsprachige Jugendliche zu. Beendet wurde die Reise in Lausanne VD.
Fünf Wortwolken
Zum Geburtstag der Schweiz sind Reden allzu oft inhaltsarme Sprechblasen. Auch bei der Landesregierung? Blick hat die Ansprachen von fünf Bundesratsmitgliedern analysiert und in Wortwolken verpackt. Je grösser ein Wort in der Wolke ist, desto häufiger hat es die Magistratsperson verwendet.
Wer errät, zu welchem Bundesrat, welche Sprechblase gehört? Wer spricht über den Herrgott und Petrus? Und welcher Bundesrat erzählt von einer Sirupkurve?
Leider war bei zwei Bundesratsmitgliedern kein Redemanuskript erhältlich. Nicht weil diese nichts zu sagen gehabt hätten, sondern weil die eine Magistratsperson frei spreche und bei der anderen die Sperrfrist derart spät in der Nacht endete, dass Blick das Quiz erst hätte publizieren dürfen, wenn den meisten Userinnen und Usern nach ausgiebigem Feiern die Augen zufallen.
Und noch was: Zu einfach wollten wir es dann doch nicht machen. Worte, die sogleich verraten würden, wo jemand die Rede gehalten hat, wurden gestrichen. Frohes Raten!