Wo steht die Schweiz am Nationalfeiertag im Wahljahr in Zeiten des Franken-Schocks? Fakt ist: Wirtschaftlich läuft es in der Eidgenossenschaft weiterhin ziemlich rund.
Doch das politische Klima ist aufgeladen – vor allem, aber nicht nur wegen den bevorstehenden Parlamentswahlen. Die Asylthematik spaltet das Land.
Während die SVP zum Widerstand gegen Zentren aufruft, plädieren vor allem die Grünen vehement für einen solidarischen Umgang mit den Flüchtlingen.
Verschärft hat sich der Ton auch in der virtuellen Welt. Auf Facebook und in den Kommentarspalten geht oftmals jeder Respekt verloren – gerade wenn es um politische Themen geht (Blick.ch berichtete).
Asylfrage «eignet sich für schwarz-weiss-Denken»
Zerreisst der tiefe Graben zwischen links und rechts die Schweiz? Nein, meint Politologe Michael Hermann: «Die Schweiz ist heute nicht polarisierter als in vergangenen Jahren. Im Wahljahr werden die Gräben aber sichtbarer.»
Den grossen Spaltpilz ortet er in der Asylfrage. «Sie eignet sich hervorragend für ein schwarz-weiss-Denken, weil die Moral eine wichtige Rolle spielt», erklärt er. Das zeige sich auch an den Diskussionen im Internet und an Stammtischen.
Die «normale» Zuwanderung in den Arbeitsmarkt hingegen habe an Zoff-Potenzial verloren. «Sie wird im Moment der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative viel differenzierter betrachtet als noch vor vier Jahren und eignet sich nicht mehr für eine Polarisierung», so Hermann.
Linke gibt sich in sozialer Frage «zurückhaltend»
Ähnlich verhalte es sich bei der EU-Debatte. Tatsächlich kommt Kritik an der Institution nicht mehr nur von rechts, sondern auch von linker Seite.
Diese hat die Deutungshoheit über polarisierende Themen verloren. Im Zuge der Finanzkrise sei die Polarisierung nämlich auch von links gekommen, sagt der Politologe.
«Nach der Welle von linken Abstimmungen in dieser Legislatur hat sich das geändert, die Linke tritt in der sozialen Frage mittlerweile relativ zurückhaltend auf», beobachtet er.
Auch der Energiewende sei die emotionale Komponente verloren gegangen. Von ihr sei «nicht viel übrig geblieben, was das Land zerreissen könnte». (vuc)