Jacques de Watteville (64) ist eine imposante Figur. Mit 1,90 Meter Grösse macht er schon rein äusserlich Eindruck. De Watteville wirkt ruhig, väterlich, staatsmännisch, aristokratisch. Ein Topdiplomat alter Schule, der sich zum Karriereschluss an seine grösste Aufgabe wagt.
Er soll nichts weniger schaffen als die Quadratur des Kreises: eine Lösung für die angeschlagenen Beziehungen mit der EU herbeiführen. In den Schlüsseldossiers Personenfreizügigkeit und institutionelle Fragen kommt die Schweiz derzeit nur mühsam bis gar nicht voran. Der passionierte Bergsteiger soll nun mit weiteren Dossiers ein Gesamtpaket mit der EU schnüren. Als Super-Verhandler soll der dreifache Vater für die Schweiz die Kastanien aus dem Feuer holen!
«Es ist eine sehr grosse Herausforderung. Es wird viel Arbeit und Energie brauchen», sagt de Watteville. Doch er macht klar: «Es gibt kein unerreichbares Ziel. Es darf keinen Misserfolg geben.»
Das Rüstzeug für den Job hat er. Seit 2013 ist der Romand Staatssekretär für Internationale Finanzfragen – und verhandelt mit der EU in Sachen Steuerstreit. Von 2007 bis 2012 war er Botschafter bei der EU in Brüssel. Und als Sekretär der Schweizer Mission in Brüssel erlebte er 1991 die EWR-Verhandlungen hautnah mit. De Watteville kennt die Brüsseler Mechanismen also bestens und verfügt über ein enges Beziehungsnetz.
Doch warum tut er, der eigentlich längst den Ruhestand geniessen könnte, sich diesen Knochenjob noch an? «Ich bin ein Patriot», sagt er dezidiert. «Und ein Serviteur de l’Etat, ein Staatsdiener. Wenn der Bundesrat denkt, dass ich hier einen Beitrag leisten kann, werde ich das tun!»