Zurich Film Festival
Flaues Bauchgefühl nach Gesprächsrunde mit Javier Bardem

Der spanische Schauspieler Javier Bardem hat am 15. Zurich Film Festival über seine Arbeit und sein aktuelles Herzensthema, den Umweltschutz, gesprochen. Als ihm ein 15-Jähriger aus dem Publikum eine Frage zum Klimawandel stellte, wurde der Oscarpreisträger emotional.
Publiziert: 04.10.2019 um 15:10 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2019 um 15:21 Uhr

«Dass du hergekommen bist, um über dieses Thema zu reden, während du in deinem Zimmer sitzen und gamen könntest, berührt mich sehr», sagte der 50-Jährige am Freitagnachmittag im Zürcher Filmpodium. Und dann kam lange nichts mehr. Javier Bardem, den Psychiater aus aller Welt vor einiger Zeit zum überzeugendsten Film-Psychopathen zwischen 1950 und 2010 gewählt haben (Anton Chigurh in «No Country For Old Men"), liess seinen Tränen freien Lauf.

Dass die Jugend von heute mit den Konsequenzen leben müsse, die seine Generation durch die jahrelange Umweltverschmutzung mitverschulde, nimmt den Schauspieler sichtlich mit. «Und dann heisst du auch noch Leo, wie mein Sohn», stammelt er, wandte sich wieder an alle Anwesenden und rief sie dazu auf, «jetzt die Richtigen in die Politik zu wählen".

Am Vorabend hatte Javier Bardem seinen neuen Film «Sancuary» vorgestellt. In dem Dokumentarfilm von Regisseur Alvaro Longoria sind die spanischen Schauspieler, Umweltschützer und Brüder Javier und Carlos Bardem auf einer ambitionierten Mission. Die beiden machen sich zusammen mit Wissenschaftlern auf zum Weddellmeer, um sich für die Errichtung des weltweit grössten Meeresschutzgebiets einzusetzen.

Dass es ihm mit seinem Engagement ernst ist, bewies der Spanier am Donnerstagabend, als es bei seinem Gang über den Grünen Teppich zu Tumulten kam. Sicherheitskräfte hatten versucht, einer Gruppe von Umweltaktivisten die Plakate wegzureissen. Worauf Javier Bardem eingriff und darum bat, sie protestieren zu lassen. «Sie haben Recht, und solange sie respektvoll sind, lassen Sie sie bitte in Ruhe», sagt er laut Medienmitteilung des ZFF vom Freitag.

Bardem wurde aber auch auf viele ältere Filme und seine Ehe mit der Schauspielerin Penélope Cruz angesprochen, von der er in den höchsten Tönen schwärmte. So gab es auch viel zu lachen. Etwa, als er von der Oscarnacht 2008 erzählte, in der er die goldene Trophäe für ebendiese legendäre Rolle in «No Country For Old Men» erhalten hat.

Kurz vor der Verkündigung sei seine Mutter, die spanische Schauspielerin Pilar Bardem, zu seiner Linken, Hollywood-Schauspieler Jack Nicholson zu seiner Rechten gesessen. Ohne die Sprache des anderen zu beherrschen, hätten sich die beiden lebhaft hinter seinem Rücken unterhalten, während er selber nervös mit seiner vorbereiteten, dreiseitigen Dankesrede spielte. Als Nicholson den Entwurf erblickte, habe er gelacht und gesagt: «Streich all die Namen, werde nicht emotional und widme ihn einfach deiner Mutter.»

In den lockeren Momenten, in denen Bardem seinen Zuhörern nicht eine düstere Zukunft prophezeite oder sich als «Verteidiger Woody Allens» outete, der seiner Meinung nach zu Unrecht des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden sei, witzelte er gerne. Und sagte Dinge wie: «Ich glaube nicht an Gott, ich glaube an Al Pacino», was ihm das Publikum mit Gelächter und Applaus verdankte.

(SDA)

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