«Karl war ein einzigartiger Mensch. Unverblümt und direkt, aber niemals verletzend. Zeitlebens blieb er neugierig, wollte lernen, entdecken und neue Techniken anwenden.» So erinnert sich Mathias Rastorfer (57) an Modezar Karl Lagerfeld (†85), der heute vor zwei Wochen in Paris verstarb.
Ihm widmet der Miteigentümer der Zürcher Galerie Gmurzynska ab morgen die Ausstellung «30 Years of Photography». Dabei werden auch bisher nie veröffentlichte Exponate von Lagerfeld gezeigt. Die Preise liegen zwischen 25'000 und 60'000 Schweizer Franken.
Lagerfeld mischte Honig und Gummi
Lagerfelds Bilder lassen erkennen, dass der Chanel-Chefdesigner auch an Technik interessiert und von ihren Möglichkeiten fasziniert war. Sei es die Wiederentdeckung alten Handwerks wie das Kolorieren von Schwarz-Weiss-Abzügen um 1900 mit einer Pigmentmischung unter Beifügung von Honig und Gummi; oder die grossformatigen Polaroidgeräte, von denen es auf der Welt nur drei Stück gab und Lagerfeld eines besass.
«Karl war auch als Fotograf ein Maestro. Seine Fotos besitzen diese kreative Energie, die er auch als Person ausstrahlte. Und sie sind zeitlos», so Rastorfer. Er erinnert sich an einen «kultivierten Menschen, der viele Interessen und ein grosses Wissen über die Fotografie hatte». Sie sei sein Lieblingsmedium gewesen, sich auszudrücken.
Cola light mit Espresso als Schokoladenersatz
Abseits der gemeinsamen Ausstellungen während über 20 Jahren haben sich die beiden Männer angefreundet. «Mit ihm konnte man sich über die aktuelle Literatur genauso unterhalten wie über das neuste Gerücht lachen.» Und Lagerfeld hatte Humor. «Während einer Diätphase sagte er mir, wenn er Cola light mit Espresso kombiniere, habe er den Geschmack von Schokolade. Er hat gelacht, weil er das toll fand.»
Umso trauriger ist es nun auch für Rastorfer, dass «Karl der Grosse» nicht mehr unter uns weilt. «Wir haben Ende Oktober in Paris ein Video-Interview mit ihm über Kunst und seine Fotografie besprochen. Zur Umsetzung ist es leider nicht mehr gekommen.»