Auffallen wie ein bunter Vogel: Daran ist sich Schönheitschirurgin Cynthia Wolfensberger (59) wegen ihrer Hautfarbe von klein auf gewohnt. Ihre Mutter war Afroamerikanerin, der Vater Schweizer, in den 60er-Jahren lebten in der Schweiz kaum Schwarze. «Für mich war es ganz normal, angestarrt zu werden.» Wolfensberger wertet das nicht negativ. «Wir waren einfach Exoten, quasi eine Attraktion.» So richtig bewusst wurde ihr das erst, wenn sie mit den Eltern die Familie in den USA besuchte: «Da war es geradezu eigenartig, dass man eine von vielen ist.»
Dennoch fühlt sie sich auch in den USA wie eine Exotin: «Wenn ich dort bin, muss ich mich für eine Hautfarbe entscheiden, weiss oder schwarz. Und weil die Familie meiner Mutter in Atlanta schwarz ist, bin ich das auch. Aber reingepasst hätte ich da trotzdem nicht, weil ich weiss aufgewachsen bin. In erster Linie bin ich Zürcherin mit einer etwas dunkleren Hautfarbe.» Sie ist froh, dass sie in der Schweiz gross geworden ist: «Hier konnte ich einfach ich selbst sein.»
In der Schweiz gabs Klischees, aber keine Anfeindungen
Natürlich wurde sie mit Klischees konfrontiert. «Jeder denkt, dass ich besonders gut tanzen kann, weil ich das im Blut habe. Was natürlich Blödsinn ist.» Und sie erinnert sich, an die Zeit als sie frisch an der Uni war für ihr Medizinstudium: «Damals trug ich eine Zopffrisur, halt so ein typischer Afrolook. Als der Professor in die Runde fragte, ob alle Schweizerdeutsch verstünden, habe ich zuerst nicht begriffen, warum alle mich anschauen.» Das passiere ihr bis heute. Aber schlimme Anfeindungen habe sie zum Glück nie erlebt, ganz anders als ihre Mutter in den USA. «Sie erlebte in ihrer Jugend den Hass aufgrund ihrer Hautfarbe.»
Wolfensbergers Mutter Celestine Warr (†84) stammte aus Louisville im Bundesstaat Kentucky und war in der Schwarzenbewegung aktiv: «Sie wurde als Jugendliche von der Nationalgarde in die Schule begleitet, das war die Zeit, als es Schwarzen endlich erlaubt war, zusammen mit Weissen zum Unterricht zu gehen.» Später begann sie in Chicago ein Medizinstudium und lernte dort einen Schweizer kennen, Hans Wolfensberger (†80). «Mein schwarzer Grossvater war gar nicht begeistert von der Heirat meiner Eltern. Wenn es nach ihm ging, hielt man sich von Weissen besser fern. Denn der Kontakt zu ihnen war gleichbedeutend mit Unterdrückung, es gab keine positiven Erfahrungen.»
Diskriminierung erfahren nicht nur Farbige
Der Tod von George Floyd (†46) durch Polizeigewalt erschüttert die Ärztin: «Es macht mich unendlich wütend und vor allem traurig. Es ist beschämend, dass wir noch immer nicht über diese Herabwürdigung nicht weisser Menschen hinweg sind. Ich bin froh, muss meine Mutter das nicht mehr erleben muss.» Letztes Jahr brachte sie ihre Asche ins Familiengrab nach Louisville. «Sie machte sich immer Sorgen, wenn ich in die USA reiste, aber noch mehr bei meinem Bruder James. Er ist gross und kräftig, das kann schon genügen, damit sich ein Polizist provoziert fühlt.» Denn als dunkelhäutiger Mann gelte man automatisch als Drogendealer oder Krimineller. «Wie soll man stolz auf sich sein, wenn man ständig diskriminiert wird?»
Diskriminierung erfahren laut Wolfensberger nicht nur Farbige, sondern alle jene, die nicht weiss und heterosexuell sind. «Black lives matter. Ja! Aber das darf nicht einfach das Thema dieses Frühsommers sein, und dann geht es zurück in die frühere Normalität.» Hoffnung machen ihr die Zeichen einer neuen Solidarität, etwa von Polizisten, die sich mit den Demonstranten hinknien. «Es ist Zeit, dass wir unseren Mitmenschen wieder offen und mit Interesse begegnen und nicht mit Misstrauen und Furcht.»
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