Die Glocken des nahen Kirchturms läuten eindringlich, als würden sie an etwas Wichtiges mahnen. Marc Trauffer (39) blickt gedankenverloren aufs Wasser. «Das letzte Mal, als ich hier war, ging es mir elend», sagt er. Der Alpentainer ist nach Pallanza (I) gereist, das verschlafene Städtchen am westlichen Ufer des Lago Maggiore liegt knapp 30 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt.
Vor zwölf Jahren war der Berner Oberländer zum letzten Mal hier. Geplagt von Liebeskummer, machte er sich auf den Weg Richtung Süden. Er wusste nicht genau, wohin er fuhr, wusste einzig, dass er fortmusste von zu Hause. Fort von den Trümmern seiner Ehe. Nach gut drei Stunden Fahrt kam er in Pallanza an, checkte in ein Hotel ein und blieb. Die «brüchige Schönheit» des Städtchens habe ihm gefallen, erklärt er. «Irgendwie entsprach sie meinem Innenleben.»
«Die Platte ging komplett unter»
Zwölf Jahre lang war Trauffer mit seiner Jugendliebe Barbara (38) zusammen gewesen, davon sechs verheiratet. Zwei Kinder krönten ihre Liebe. «Doch dann brach alles auseinander», sagt er, «und es gab keine Chance, es wieder flicken zu können.» Für ihn als jungen Familienvater eine schreckliche Tatsache. «In Pallanza wollte ich in aller Ruhe mein Leben überdenken und mich neu ordnen.»
Während jener Tage komponierte Trauffer auch ein paar Lieder. Sie sind still, zerbrechlich, tönen so ganz anders als die fröhlichen Hits wie «Frl. Marty», «Heiterefahne» und «Müeh mit de Chüeh», mit denen er später berühmt wurde. Sie wurden unter dem Titel «Pallanza» 2008 veröffentlicht. «Doch die Platte ging komplett unter.» Jetzt wurde sie in neuer Version veröffentlicht und schoss überraschend von null auf Platz zwei der Hitparade. «Das Album zeigt eine andere, verletzliche Seite von mir», so der Mundartstar.
«Jeder macht kleinere oder grössere Dramen durch»
Ein leichtes Lächeln zeigt sich auf seinen Lippen. Trauffer denkt an seine neue Freundin Brigitte Schöb (39), mit der er seit ein paar Monaten zusammen ist und sich so glücklich fühlt wie lange nicht (BLICK berichtete). «Jeder von uns macht kleinere oder grössere Dramen durch», sagt er. «Das gehört wohl einfach zum Leben.» Mit Ex-Frau Barbara pflege er bis heute ein freundschaftliches Verhältnis. Und auch die Kinder, Tochter Lani (14) und Sohn Lars (16), sehe er fast täglich.
In Pallanza habe er zu sich selber gefunden, sagt Trauffer. «Deshalb hat dieses Städtchen für immer einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen.» Im Hintergrund läuten erneut die Glocken. Trauffer blickt noch einmal auf den See hinaus, sagt erleichtert: «Es ist gut, wie alles herausgekommen ist.»