Wassersport
Stand Up Paddling verbreitet sich auf den Schweizer Seen

Auf Schweizer Seen ist seit ein paar Jahren eine neue Silhouette auszumachen: Stehpaddler oder Stand Up Paddler stehen auf einem Brett und bewegen sich mit einem Paddel vorwärts. Ob der derzeitige Boom der neuen Sportart anhält, ist offen.
Publiziert: 08.08.2017 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:35 Uhr
Stand Up Paddling wird in der Schweiz immer beliebter. So sind beispielsweise auf dem Neuenburgersee Paddler anzutreffen. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

«Stand Up Paddling ist der Sport, der sich in allen Ländern der Welt am stärksten entwickelt hat», sagt Pascal Michelin. Er vermietet Bretter für Stehpaddler in Lutry, Rolle und Prangins VD am Genfersee. «Die Nachfrage ist in den letzten zwei Jahren um 200 Prozent gestiegen.»

Bei anderen Vermietern tönt es ähnlich. Allein zwischen 2016 und 2017 hat Supkultur in Zürich die Zahl der Bretter verdoppeln müssen, um der Nachfrage zu genügen. Bei Sup'Genève, ist der Anstieg zwar weniger schnell, aber ebenfalls deutlich. Anfang 2010 hatte das Geschäft eine Flotte von etwa zehn Brettern - 2017 sind es deren 50.

Warum dieser Erfolg? «Von den Gleitsportarten ist Stand Up Paddling die zugänglichste. Wenn Sie auf Teer gehen können, können Sie lernen, auf dem Wasser zu gehen», scherzt Pascal Michelin.

Auch teuer sei das Paddeln im Stehen nicht. «Das Material kostet nicht mehr als ein gutes Velo, Skier, ein Surfbrett oder ein Boot.» Aber für alle Budgets ist Stand Up Paddling dennoch nicht geeignet: Ein Brett kostet im Laden zwischen 400 und 1000 Franken.

Florian Gander von Supkultur betont das Angenehme des Paddelns im Stehen: «Wir sind nicht in einem Boot eingeklemmt, wie in einem Kayak, einem Kanu oder einem Ruderboot. Wir sind aufrecht in einer natürlichen Position und haben erst noch einen sehr schönen Blick auf den See.»

Nicolas Droz, Geschäftsführer des Vermieters Wind'Sup in St-Blaise NE, sieht Ladenketten als Grund für den Aufschwung: Athleticum hat die Bretter seit 2013 im Sortiment, Intersport seit 2014 und Migros SportXX seit 2015. Ochsner Sport wollte aus Konkurrenzgründen keine Angaben machen.

Konkrete Verkaufszahlen geben die Anbieter nicht bekannt, aber alle sprechen von starkem Wachstum der Verkaufszahlen. Allein im Juni seien drei Mal so viele Stand Up Paddlings verkauft worden wie im Vorjahresmonat, sagte Monika Weibel für Migros SportXX. Im Juni seien das warme Wetter und Wasser ideal gewesen für diesen Sport.

Das Rudern im Stehen kann langweilig aussehen. Doch es sei eine echte Sportart mit eigenen Techniken, versichern die Vermieter. «Die perfekte Ruderbewegung gibt es nicht. Jedes Mal, wenn man aufs Wasser geht, sucht man sie», führt Ludovic Gojon von Sup'Genève aus.

Auch lässt das Paddeln im Stehen auf einem schwimmenden Brett viele Muskeln arbeiten, und es aktiviert die eigene Körperwahrnehmung. Deshalb nutzten Sportler es für das Training, und auch für Rehabilitation werde das Stehpaddeln zuweilen eingesetzt, sagt Michelin.

Andere Stehpaddler verbinden zwei angenehme Tätigkeiten: Zum Beispiel Yoga oder Pilates werden auf dem Brett praktiziert. In Zürich bietet Supkultur Stadtrundfahrten oder Exkursionen auf der Limmat mit Paddelantrieb an - auch auf Flüssen lassen sich die Bretter benutzen. Es braucht allerdings die doppelte Umsicht.

«Ruderer müssen die Beschilderung gut kennen und wissen, wo sich Stauwehre befinden», erklärt Florian Gander. Und vor allem dürften sie sich nicht am Brett festmachen wie auf einem See oder im Meer. Denn das Seil könnte sich an einem Felsen oder einem Ast verfangen und den Paddler unter das Wasser ziehen, warnt er.

Immer höhere Verkaufszahlen, immer wärmere Sommer und vielfache Nutzungsmöglichkeiten deuten darauf hin, dass Stand Up Paddling gute Zeiten vor sich haben könnte. Aber: Ein neuer Sport tauche in etwa alle drei Jahre auf, gibt Roger Riegendinger, Leiter Kommunikation von Intersport, zu bedenken.

Als Beispiele nennt er Crossfit und andere Fitness-Aktivitäten. Sie sind inzwischen wieder etwas in Vergessenheit geraten und lassen damit gleich wieder Zweifel aufkommen an der Zukunft des Stehpaddelns.

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