Warum Leo Leoni immer noch mit Gotthard rockt
«Ich konnte die Band nach Steves Tod nicht allein lassen»

Zusammen mit Steve Lee gründete Leo Leoni vor 25 Jahren Gotthard. Am kommenden Freitag, dem 13. Januar, präsentiert die Band ihre Jubiläums-CD «Silver».
Publiziert: 10.01.2017 um 23:29 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:47 Uhr
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Rockt seit einem Vierteljahrhundert mit Gotthard: Gitarrist Leo Leoni.
Foto: THOMAS LUETHI / HEG
Matthias Mast

Ein Vierteljahrhundert Gotthard! Diesen Freitag, dem 13. Januar, feiert die Rockband mit der CD «Silver» ihr silbernes Jubiläum. Gitarrist Leo Leoni, zusammen mit seinem Jugendfreund Steve Lee (†47), Gotthard-Mitbegründer, spricht über die Freuden und Leiden mit der erfolgreichen Schweizer Rockband, die in den vergangenen 25 Jahren über drei Millionen CDs verkaufte.

BLICK: Was ist das für ein Gefühl nach 25 Jahren in der gleichen Rockband – wie bei einer silbernen Hochzeit?
Leo Leoni
(lacht schallend): Ich war bisher nicht verheiratet, weiss also nicht, wie sich so ein Ehe-Jubiläum anfühlt. Im Unterschied zu einer richtigen Ehe sind bei uns fünf Ehepartner beteiligt. Ich denke, das bleibt also einiges spannender. Es gab unzählige schöne, aber auch unendlich traurige Momente.

Der traurigste Moment war der Tod Ihres Jugendfreunds und Band-Mitbegründers Steve Lee. Denken Sie noch oft an ihn?
Täglich! Er war mein Kumpel seit Teenagerzeiten. Ich vermisse ihn als Freund.

Und in der Band?
Wir haben keinen zweiten Steve Lee gesucht. Mit Nic Maeder haben wir einen fantastischen Leadsänger gefunden. Keinen Klon von Steve, sondern einen mit eigenem Stil. So konnten wir als Band zusammenbleiben. Ich denke, die Tatsache, dass es Gotthard immer noch gibt, ist die schönste Erinnerung an Steve.

Trotz aller Tragik hätte Steve Lees Tod Grund genug sein können, die Band zu verlassen und eine Solokarriere zu starten.
Diese Absicht hatte ich. Aber unmittelbar bevor Steve verunglückte. Steve und die anderen Bandkumpels wollten ein Akustik-Album produzieren. Darauf hatte ich keinen Bock. Deshalb wollte ich eine zweijährige Bandpause einlegen und ein Solo-Album aufnehmen. Dann ging Steve in die Ferien und kam nie mehr zurück. Ich beschloss, meine Solo-Pläne aufzugeben. Ich konnte und wollte die Band nicht allein lassen.

Aber der Traum eines Soloprojekts ist noch präsent?
Ja, irgendeinmal werde ich diesen Traum verwirklichen.

Welcher Stil?
Leos Style! Ich könnte mir aber auch vorstellen, ein Album in allen vier Landessprachen einzuspielen.

Von der Band konnten Sie sich nie ablösen. Von Ihrer Partnerin aber schon. Vor zwei Jahren haben Sie sich nach 17 Jahren Beziehung getrennt.
Wir hatten uns auseinandergelebt, wie viele andere Paare auch. Aber ich pflege ein freundschaftliches Verhältnis zu meiner Ex-Partnerin. Und für ihre Tochter, die sie mit in die Beziehung brachte, bin ich der Papa geblieben.

Sie leben seither allein. Gibt es eine neue Liebe?
Ja, aber es ist noch zu früh, darüber zu sprechen.

Wie funktioniert eine Beziehung neben einem Leben mit Sex, Drugs und Rock'n'Roll?
Die einzigen Drogen, die ich mir genehmige, sind Bier, Wein und Rock’n’Roll. 

Wie halten Sie es mit den Groupies? 
Groupies oder Geliebte sind kein Thema für mich. Dafür ist mir die Zeit zu schade. Ich verbringe lieber Zeit mit meiner Familie, bei meinem Vater und mit Freunden.

Das ist kein typisches Rockmusiker-Leben.
Ich bin kein konservativer Mensch, aber menschliche Werte sind mir wichtig.

2010 haben Sie mit Steve Lee Ihren besten Freund verloren, vor zwei Jahren die Mutter. Ihr Vater hatte auch gesundheitliche Probleme. Beschäftigen Sie sich mit dem Tod?
Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich habe Angst vor der Einsamkeit. Manchmal denke ich, dass ich mir in der Vergangenheit zu wenig Zeit für meine Familie und Freunde genommen habe, das mache ich jetzt anders.

Ist es schwierig, im Showbusiness familiäre und freundschaftliche Beziehungen zu pflegen?
Während der Tourneen ist es kaum möglich, aber wenn ich zu Hause im Tessin bin. Meinen Vater besuche ich fast täglich.

Gotthard hat über drei Millionen Tonträger verkauft. Die meisten Songs haben Sie komponiert. Die Musik hat Sie reich gemacht.
Reich bin ich nicht, aber ich habe genügend Erfahrung, um mir den Luxus Zeit zu gönnen. Materielle Dinge interessieren mich nicht.

Die neue CD erscheint am Freitag, 13. Januar. Sie sind offenbar nicht abergläubisch ...
Doch, aber im positiven Sinne: Alle wichtigen Verträge habe ich an einem Freitag, dem 13. unterschrieben.

Haben Sie noch andere Lebensrezepte?
Nein, aber ein Lebensmotto: Blondes have more fun!

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