2017 brach der Skandal um den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein (67) los. Er soll mehrere Frauen sexuell belästigt, genötigt und sogar vergewaltigt haben. Die #MeToo-Bewegung war geboren. Zuerst populär gemacht durch die Schauspielerin Alyssa Milano (46), ermutigte der Hashtag betroffene Frauen, mit Tweets auf sexuelle Belästigungen und Übergriffe aufmerksam zu machen – und es blieb nicht nur bei Frauen als Opfern.
#MeToo bedeutete das Ende der Karriere für Prominente nicht nur im Showbusiness, sondern auch in der Medien- und Modewelt, in Finanz und Politik. Andere wurden vorschnell verurteilt. Offenbar auch der Hollywood-Filmstar Kevin Spacey (59). Ein US-Gericht hat jetzt das Strafverfahren gegen ihn eingestellt, wonach Spacey den damals 18-jährigen William Little sexuell belästigt haben soll.
«Vermisst ihr mich?»
Spacey beteuerte immer seine Unschuld. Am vergangenen Weihnachtstag veröffentlichte er ein süffisantes Video, worin er sich selbst entlastet. Er werde «mit Sicherheit nicht den Preis für etwas bezahlen, das ich nicht getan habe», sagte er, und fragte am Ende: «Vermisst ihr mich?». Jetzt ist das Strafverfahren im US-Bundesstaat Massachusetts wie ein Kartenhaus in sich zusammengestürzt. Der zuständige Bezirksstaatsanwalt begründete die Einstellung des Verfahrens mit dem simplen Umstand, dass der Ankläger «nicht verfügbar» gewesen sei.
Der Ankläger, ein junger Mann, beschuldigte Spacey, ihn 2016 in einer Bar begrapscht zu haben. Spacey soll mit der Grösse seines besten Stücks geprahlt und den Mann mit Alkohol dazu animiert haben, zu ihm nach Hause zu kommen. Dem Filmstar drohten fünf Jahre Haft, Hollywood erklärte ihn zur unerwünschten Person. Spaceys Verteidigung aber konnte nachweisen, dass das vermeintliche Opfer angeblich belastende Textnachrichten von seinem Smartphone gelöscht und korrigiert haben soll, bevor er es an die Behörden übergab.
Handy des Anklägers unauffindbar
Und dann verschwand auch noch dieses Kernstück der Anklage: Ein Polizist gab an, der Familie das Handy nach Auswertung der Daten zurückgegeben, aber keine Empfangsbestätigung verlangt zu haben. Die Familie erklärte, das Handy nie wieder gesehen zu haben.
In die Enge gedrängt, zog Little erst seine parallel zum Strafverfahren angestrengte Zivilklage zurück. Dann verweigerte das angebliche Opfer bei einer Vorverhandlung am 8. Juli auch die Aussage, um sich nicht selber zu belasten. Seine Mutter erklärte, sie selber habe die Textnachrichten wegen «Burschenschafts-Aktivitäten» von ihrem Sohn gelöscht. Das überzeugte den Staatsanwalt schon gar nicht. Jetzt fährt Spacey einen grossen Sieg vor Gericht ein. Das Verfahren gegen ihn ist tot.
Vor dem Skandal war Spacey einer von Hollywoods ganz Grossen. Die Vorwürfe führten dazu, dass er als Francis «Frank» Underwood selbst aus dem Netflix-Serienkracher «House of Cards» geworfen und Filmverträge aufgelöst wurden. Nach dem tiefen Fall der Wiederaufstieg? Macht Spacey ein Comeback? Als Schauspieler wie im wahren Leben scheint er so brillant wie bizarr. Und in seinem Entlastungsvideo hat er es ja bereits angekündigt. Er ist unschuldig und kommt zurück. (kes)