Volksschauspieler Walter Roderer würde 100 Jahre alt
Drei Ehen – nie richtig verliebt

Am Sonntagabend ehrte SRF den unvergesslichen Volksschauspieler Walter Roderer, der am 3. Juli 100 Jahre alt würde, mit einer bewegenden Dokumentation von Felice Zenoni. Darin wird deutlich, wie schwierig seine drei Ehen waren.
Publiziert: 01.06.2020 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2020 um 18:58 Uhr
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Walter Roderer mit Anina – seiner Grossnichte und letzten Ehefrau – 2006 bei der Circus-Conelli-Premiere in Zürich.
Foto: Sobli
Peter Padrutt

Auf der Bühne war er der «Mustergatte». 1288 Mal brachte Volksschauspieler Walter Roderer (1920–2012), der am 3. Juli 100 Jahre alt würde, sein Publikum in seiner Paraderolle zum Lachen. Privat war er dreimal verheiratet. Vielleicht lag es an seiner inneren Melancholie, am Ende kam noch Gutgläubigkeit dazu – das reine Glück war «Rodi» zeitlebens nie vergönnt. «Ich war nie völlig verliebt», sagte er einmal im BLICK.

Wovon nur Eingeweihte wussten

Seine Beziehungen zu seinen drei komplett verschiedenen Ehefrauen wurden am Sonntagabend in der berührenden Hommage «Walter Roderer – Sie müend mi verstoh, gelled Sie!» aufgearbeitet. Seine erste Ehe mit der Ungarin Lenke Mekkey war eher zweckbestimmt. Roderer lernte sie 1949 kennen, als er sich mit Nebenrollen und als Vertreter von Bohnerwachs durchs Leben schlug. Lenke hatte ihn über Jahre finanziell unterstützt. Er war ihr bis zu ihrem Krebstod 1996 dankbar und pflegte sie zu Hause.

Was nur Eingeweihte wussten: Rodi führte während seiner Ehe eine heimliche Beziehung mit seiner Bühnenpartnerin Ruth Jecklin (1934–2004). «Er hat im Hotel nie im Doppelzimmer mit ihr geschlafen», erinnert sich Schauspielerin Heidi Diggelmann (84) in der SRF-Doku. «Ruth ist mit dem Toilettentäschchen nachts durch den Gang in sein Zimmer geschlichen. Er wollte nicht, dass man es weiss. Er war halt der Mustergatte.»

Erst nach dem Tod Lenkes machte Roderer die Liaison öffentlich. Im BLICK erzählte er, dass ihn Ruth Jecklin, vom Krebs schwer gezeichnet, zu sich ans Spitalbett rief und ihm sagte: «Gell, mir ghöred scho zäme.» Roderer später: «Ich war so gerührt, dass ich sofort aufs Standesamt rannte.» 2003 heirateten die beiden, ein Jahr später starb die Schauspielerin.

«Ich habe sie lieber und lieber bekommen»

2010 enthüllte der SonntagsBlick, dass Roderer mit 90 seine 60 Jahre jüngere Grossnichte Anina heiratete. «Ich habe sie lieber und lieber bekommen. Ich wollte diesen Zustand festbetonieren», erzählt Rodi in der SRF-Doku.

Sein Weggefährte Ernie Soller (77) zeigt sich im SRF-Film enttäuscht, dass sich Roderers Ehefrau später kaum noch um ihren Gatten kümmerte. «Sie war ihm keine Hilfe.» Soller war am Morgen des 8. Mai 2012 als Erster am Totenbett des Schauspielers. «Seine Haushälterin sagte mir, er habe am Abend zuvor ein Telefongespräch geführt, das ihn sehr aufwühlte», erinnert er sich gegenüber SonntagsBlick. Stunden später war Roderer tot. Das Herz.

Die Witwe, die seine Millionen erbte, liess sich laut «GlücksPost» in Indien zur Therapeutin ausbilden. Über eine Berliner Firma gibt sie heute Yoga- und Ayurveda-Kurse – auch in der Schweiz. Sie trägt ihren ledigen Namen.

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