Urteil im Missbrauchsprozess
Bill Cosby schuldig gesprochen!

US-Entertainer Bill Cosby wird im Missbrauchsprozess schuldig gesprochen. Das befindet die Jury.
Publiziert: 26.04.2018 um 20:03 Uhr
|
Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:41 Uhr
Im neu aufgerollten Prozess wegen sexueller Nötigung für schuldig befunden: US-Entertainer Bill Cosby (Archiv)
Foto: Keystone/EPA/TRACIE VAN AUKEN
Bill Cosby wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt
1:25
Urteilsspruch gegen US-Entertainer:Bill Cosby wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt

Der US-Entertainer Bill Cosby ist in seinem Prozess wegen sexueller Nötigung schuldig gesprochen worden. Die zwölfköpfige Jury teilte ihre Entscheidung am Donnerstag am Gericht in Norristown im US-Bundesstaat Pennsylvania mit.

Im neu aufgerollten Prozess wegen sexueller Nötigung für schuldig befunden: US-Entertainer Bill Cosby (Archiv)
Foto: Keystone/EPA/TRACIE VAN AUKEN

Damit droht dem 80 Jahre alten Cosby eine zehnjährige Haftstrafe - er könnte den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen. Das Strafmass wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

In allen Fällen schuldig

Laut der Staatsanwaltschaft entschied die Jury in allen drei Fällen schwerer sexueller Nötigung, die Cosby vorgeworfen wurden, auf schuldig.

Vor rund zehn Monaten war ein erster Prozess geplatzt, weil die damalige Jury sich auch nach tagelangen Beratungen nicht hatte einigen können. Beide Male ging es um die Frage, ob Cosby 2004 die frühere Universitätsangestellte Andrea Constand mit Tabletten hilflos gemacht und dann sexuell genötigt hat.

«Dies war ein ausserordentlich schwieriger Fall», sagte Richter Steven O'Neill am Donnerstag und dankte den Geschworenen für ihre Arbeit. Rund 13 Stunden brauchte die zwölfköpfige Jury seit ihren Beratungen am Mittwoch, um in dem neu aufgerollten Prozess eine Entscheidung zu treffen.

«Du bist ein Arschloch»

Nach dem Urteil blieb Cosby zuerst ruhig, wie schon während des gesamten Prozesses. Als allerdings der Ankläger forderte, Cosby in Haft zu nehmen, flippte der 80-Jährige aus und setzte zu einer Schimpftirade an. Unter anderem bezeichnete er den Ankläger als «Arschloch».

Das war zu viel für einige der Klägerinnen. Die in der ersten Reihe sitzende Constand blickte geradeaus, ohne Regung zu zeigen. Andere Frauen, die Cosby sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten, seufzten oder schluchzten laut und wurden aus dem Saal gebracht.

Der Richter setzte die Kaution anschliessend auf eine Million Dollar fest und sagte, Cosby könne nach Hause, falls er seinen Pass abgebe und bis zum Schuldspruch dort bleibe. Später verliess Cosby den Gerichtssaal.

Urteil wird weitergezogen

Eindeutig beendet scheint das lange juristische Gezerre um Cosbys Schicksal noch nicht. «Wir glauben nicht, dass Herr Cosby wegen irgendetwas schuldig ist. Der Kampf ist nicht beendet», sagte sein Anwalt Tom Mesereau, der 2005 Superstar Michael Jackson erfolgreich gegen den Vorwurf des Kindesmissbrauchs verteidigt hatte.

Cosby hatte die Vorwürfe gegen sich immer zurückgewiesen. Er selbst hatte in beiden Prozessen nicht ausgesagt, aber über seine Anwälte mitteilen lassen, die Vorgänge seien einvernehmlich gewesen. In einer aussergerichtlichen Einigung wenige Monate nach dem Vorfall hatte er Andrea Constand bereits mehr als drei Millionen Dollar gezahlt.

Cosbys Verteidigung hatte Constand als Trickbetrügerin dargestellt, die es auf das Geld des Entertainers abgesehen hatte. Die Staatsanwaltschaft hatte Constand dagegen als Opfer von Cosby beschrieben, auch sie selbst hatte sich im Zeugenstand so geäussert.

Der tiefe Fall des «American Dad»

Cosby wurde in den USA jahrzehntelang als «America's Dad» verehrt. In der Rolle als liebenswürdiger Arzt und gutmütiger Familienvater in seiner «Cosby Show» war er einer der beliebtesten TV-Stars des Landes. Doch die meisten Kollegen aus dem Showbusiness wandten sich zuletzt von ihm ab.

Insgesamt haben bislang mehr als 50 Frauen Cosby öffentlich sexuelle Belästigung vorgeworfen. Die meisten Fälle sind verjährt. (SDA)

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