«Wir hoffen, dass die Vorwürfe gegen Kirill Serebrennikow rasch und auf faire Weise geklärt und vollständig aus dem Weg geräumt werden, damit er sich so schnell wie möglich wieder - in Freiheit! - seinen künstlerischen Aufgaben widmen kann», erklärte am Mittwoch Andreas Homoki, der Intendant des Opernhauses Zürich in einer Mitteilung. Das Opernhaus hat Serebrennikov für eine Mozart-Produktion im November 2018 fest engagiert.
«Die Umstände des Verfahrens gegen Kirill Serebrennikov legen den Verdacht nahe, dass es in der juristischen Auseinandersetzung nicht nur um buchhalterische Probleme geht, sondern um einen Akt politischer Einschüchterung», schreibt Homoki weiter. «Aber kreativer Reichtum kann sich immer nur auf der Basis von künstlerischer Freiheit und politischer Unabhängigkeit entfalten.»
Der am Mittwoch verhängte Hausarrest soll zunächst bis zum 19. Oktober gelten. Es bestehe Fluchtgefahr, argumentierten die Behördenvertreter vor dem Haftrichter in Moskau. Das Staatliche Ermittlungskomitee wirft Serebrennikow vor, 68 Millionen Rubel (1,1 Millionen Franken) staatlicher Fördergelder unterschlagen zu haben.
Der Angeklagte wies jede Schuld von sich und bot eine Kaution in Höhe der angeblichen Schadensumme an. «Hausarrest ist eine unbegründet harte Massnahme, die es mir nicht erlaubt, meine Arbeit fortzusetzen», sagte der Regisseur.
Er war am Dienstag in St. Petersburg aus den Dreharbeiten zu einem Film heraus festgenommen worden. Im Gerichtssaal riefen Zuschauer: «Lasst Kirill frei!». Vor dem Gebäude hatten sich Hunderte Menschen versammelt, um eine Freilassung zu fordern.
Zahlreiche russische Kulturschaffende erklärten sich bereit, für Serebrennikow zu bürgen. Die Witwe des Literaturnobelpreisträgers Alexander Solschenizyn, Natalja Solschenizyna, die Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja, die Regisseure Fjodor Bondartschuk und Jewgeni Mironow und andere unterzeichneten ein entsprechendes Schreiben. In einer Online-Petition forderten bislang 14'000 Menschen ein Ende des Verfahrens.
Die Justiz stuft den Fall aber als besonders schweren Betrug ein. Darauf stehen im russischen Strafrecht hohe Geldstrafen oder bis zu zehn Jahre Haft. Es geht um ein staatlich subventioniertes Projekt, um russisches Theater populärer zu machen. Serebrennikow und seine Mitarbeiter in der Produktionsfirma «Siebtes Studio» hätten dabei bewusst zu hohe Kosten angesetzt und das restliche Geld unterschlagen, teilten die Ermittler mit.