Sabine Dahinden (50) hat einen neuen Job: Diese Woche postete die «Schweiz aktuell»-Moderatorin auf Facebook ein Foto, das sie inmitten von herumwirbelnden Federn zeigt. Dazu schrieb sie: «Frau Holle in der Duvetfabrik.» Dafür wird sie intern viele Likes bekommen haben. Denn seit einiger Zeit ermuntert ein «digitales Team» am Leutschenbach die News-Moderatoren, sich mehr in den sozialen Medien zu engagieren.
Honegger ist das Vorbild für die anderen
Angefacht hat diesen Aktivismus «10 vor 10»-Cowboy Arthur Honegger (39), der sich auf Facebook gerne Rocker-like und stonewashed in selbstgebastelten Videos inszeniert. Er nutzt Twitter und Facebook als «eigenständige publizistische Kanäle», wie er sagt. «Dort teile ich, was ich für interessant halte, und ich bin offen für Diskussionen – über mein Fachgebiet USA oder meine Arbeit bei SRF. Das gehört für mich dazu.»
Honegger gilt SRF-intern als Vorbild und bekommt für die locker-flockigen Auftritte viel Lob von Ivona Domazet, Social Media Developer bei SRF News. «Social Media leben von Nahbarkeit. Und die User wollen sich vor allem mit gutem Content identifizieren. Ein Casual Look kann in Sachen Nahbarkeit helfen», sagt sie.
Nicht alle machen mit
Nebst Honegger und Dahinden sind auch die «10 vor 10»-Ladys Andrea Vetsch (43) und Susanne Wille (44), «Rundschau»-Mann Sandro Brotz (49) und «Tagesschau»-Sprecherin Cornelia Boesch (43) aktiv. Letztere postet gerne auch mal Ferienbilder auf Instagram. Doch das Drängen in die sozialen Medien passt nicht allen: «Tagesschau»-Anchor Franz Fischlin (56) etwa macht beim Trend nicht mit.
Wer macht es künftig richtig? Nathalie Wappler (50), designierte SRF-Direktorin, befeuerte diese Woche die Diskussion um die Auftritte der News-Anchors in Social Media mit ihrer Aussage, künftig auf Meinungsjournalismus verzichten zu wollen. Inwieweit dürfen sich SRF-Mitarbeitende in Social Media noch zum Fenster hinauslehnen?
Tristan Brenn (53), Chefredaktor TV, liess verlauten, er sei mit Wappler auf einer Linie. Zuletzt verteidigte er den Meinungsjourmalismus aber noch: Nach ein paar äusserst kritischen Tweets von Arthur Honegger zu US-Präsident Trump stellte er sich hinter den Moderator. Die Aussagen seien zulässig, da sie Ausdruck einer journalistischen Haltung seien und auf Grundwerten basierten, die es als Journalist zu verteidigen gelte.
Um alle Zuschauer zu erreichen, sind Social Media zwingend
Klar ist: Der Social-Media-Aktivismus ist wohl trotz allem nicht mehr zu stoppen – besonders wenn es nach Ivona Domazet geht. «Eine sehr grosse Gruppe von Menschen informiert sich vorwiegend über ihre Social-Feeds und konsumiert News nicht linear», erklärt sie. Und diese Menschen würden Honegger, Dahinden und Co. am TV-Bildschirm gar nicht mehr erreichen.
Digitalexperte Markus Maurer warnt die Stars allerdings: Sie sollten «sich vorher gut überlegen, was die eigenen Ziele sind. Social Media können auch ein Zeitfresser sein.»
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