Nach dem Tod von George Floyd (†46) gehen TV-Sender und Streamingdienste über die Bücher. Werke mit rassistischen Inhalten werden überarbeitet – oder ganz aus dem Programm genommen.
Der US-Anbieter HBO max streicht zum Beispiel vorerst den Filmklassiker «Vom Winde verweht». Ein Sprecher von Warner Media, zu dem das Unternehmen HBO gehört, erklärte am Dienstag, dass sie dem Film Erklärungen zu der problematischen Darstellung von Sklaverei hinzufügen möchten.
«Vom Winde verweht» wird im historischen Kontext erklärt
In einem Statement heisst es: «Er wird mit einer Erläuterung seines historischen Kontexts und einer Distanzierung von den rassistischen Darstellungen ins Programm wiederaufgenommen werden», berichtete die US-Seite «Hollywood Reporter».
Der Filmklassiker «Vom Winde verweht» erschien im Jahr 1939. Der Streifen erzählt die Geschichte der Gutsherrin Scarlett O'Hara in den US-Südstaaten zu Zeiten des Bürgerkriegs (1861–1865). Im Film stehen mehrere afroamerikanische Charaktere Scarletts Familie loyal zur Seite – auch nach der Abschaffung der Sklaverei. Die Probleme der Sklaverei werden in dem Film nicht zur Sprache gebracht.
Die dunkelhäutige Schauspielerin Hattie McDaniel verkörperte in dem Streifen ein Kindermädchen und wurde 1940 dafür mit einem Oscar ausgezeichnet. Wegen ihrer Hautfarbe durfte sie bei der Verleihung nicht mit dem übrigen Team an einem Tisch sitzen. Sie durfte sich lediglich in einem hinteren Teil des Raumes aufhalten.
Sklavendrama «12 Years a Slave»
In der «Los Angeles Times» forderte John Ridley (54), Drehbuchautor von «12 Years a Slave», von HBO, das Drama von der Plattform zu streichen. «Es ist ein Film, der in den Momenten, in denen er nicht ohnehin den Horror der Sklaverei ignoriert, einige der schmerzhaftesten Stereotype über People of Color verbreitet.» Und weiter: «Es arbeiteten die grössten Talente Hollywoods ihrer Zeit zusammen daran, eine Geschichte zu glorifizieren, die es so nie gab.»
Reality-Serie «Cops» eingestellt
Auch die TV-Branche reagiere. Die beliebte US-Fernsehserie «Cops» wurde nach 31 Jahren aus dem Programm genommen. In der Show wurde die Polizei bei ihren Einsätzen von Kamerateams begleitet. Der Sender teilte laut «Hollywood Reporter» am Dienstag mit: «Wir haben gegenwärtig oder zukünftig keine Pläne für eine Rückkehr.» «Cops» sollte diese Woche eigentlich mit der bereits 33. Staffel Premiere feiern.
BBC streicht «Little Britain»
Der britische Sender BBC hat sein Programm ebenfalls überarbeitet. Die Comedy-Serie «Little Britain» wurde wegen Rassismusvorwürfen aus der Mediathek genommen. In einer Mitteilung wurde die Entscheidung mit den Worten «Die Zeiten haben sich geändert» begründet.
Netflix führt neue Sektion ein
Der Streaming-Gigant Netflix reagierte auf eine andere Art auf die USA-Proteste – und hat eine neue Kategorie eingeführt. Unter Black Lives Matter finden die Nutzer Filme, Serien und Dokumentationen. In der Beschreibung heisst es: «Lerne mehr über die Rassenungerechtigkeit und die Erfahrungen der Schwarzen in Amerika mit dieser Sammlung von Filmen, Serien und Dokumentationen.» (paf)