Sie ist wohl die «Tagesschau»-treuste Familie der Schweiz: Franz Fischlin besuchte gestern im Rahmen von «Hallo SRF» die Röhrichts in Uetikon am See ZH. Aber hallo! Die sitzt um halb acht noch schön vereint vor dem TV-Apparat. Für sie ist die Sendung noch ein erbauliches «Guetnachtgschichtli».
Die Kinder lauschen still und brav – ohne Handy oder Laptop – den Worten aus der Glotze, sind auch nicht am Whatsappen. Jeder Fernsehdirektor kann von solchen Zuschauern nur träumen!
«Tagesschau» wirke wie vor zwanzig Jahren
Ein bisschen nervös seien sie gewesen vor dem hohen Besuch, erklärt Fischlin. Ja, ein wenig wirkten die Röhrichts wie TV-Zuschauer aus einer vergangenen Ära, in der Mama, Papa und die Kinder am Samstagabend Kulenkampffs Schuhe andächtig bewunderten.
Hat SRF diese perfekte «Tagesschau»-Familie bewusst ausgesucht? Vermutlich schon. Der kleine Sohn liess dem wohltemperierten Fischlin einen Kaffee raus. Natürlich ohne Koffein.
Und dann gab es doch noch ein paar wenige kritische Bemerkungen. Die «Tagesschau» wirke wie vor 20 Jahren, meinte der Vater. Und ihm fehlt die Struktur – man switche zu sehr zwischen In- und Ausland hin und her. Die Mutter vermisste Einordnungen und Grafiken, der Sohn den Sport.
Und alle wollen mehr zum Schmunzeln, mehr Boulevard, nicht nur Kriege und Katastrophen. Der Kulturbeitrag zum Schluss reiche nicht – «irgendwelche Statuen in einem Museum, na und?», sagt die Mutter.
SRF betreibt Imagewerbung
Doch das war die Ausnahme. Denn ansonsten bot der Sender alles auf, um gute Imagewerbung zu betreiben. Um Kritik am Programm ging es nur am Rande. Interessant war vor allem zu sehen, wie sich der neue Newsroom in einem Jahr präsentieren wird – wie gigantisch gross er wird mit dem modernen neuen Studio. Alles hat die Dimension einer Turnhalle – und man fragt sich, was das alles kostet. Und was mit den alten Studios eigentlich passiert.
Urs Leuthard, der Chef über allem, gab spannende Erklärungen. Man dachte sich kurz: Eigentlich gäbe er ja ein guter TV-Direktor ab. Imagewerbung in eigener Sache.