Kann man bei einem, der nie weg war, von Comeback reden? Bei Roger Schawinski muss man dies fast tun, denn heute Sonntag um 18 und 22 Uhr ist er mit seiner Talkshow auf dem Sender Blue Zoom erstmals wieder im Fernsehen zu erleben.
Vor zwei Jahren kippte SRF-Chefin Nathalie Wappler den Medienpionier aus dem Programm und ersetzte ihn durch Urs Gredig, der nicht ganz unumstritten ist («Die Österreicher haben Armin Wolf, wir haben Urs Gredig», nölte die «NZZ»).
Ein Schawinski lässt sich nicht unterkriegen, auch nicht mit 76 Jahren. Jetzt hat er bei Claudia Lässer Unterschlupf gefunden, der starken Frau im Hintergrund, die als Chief Product Officer Sport und News still und leise ein Medienimperium unter dem Dach von Blue aufgebaut hat.
Bescheiden wie eh und je
Und wer Schawi holt, kriegt Schawi: SonntagsBlick konnte die erste Sendung vorab sehen. In einem dunkel-dezenten Studio sitzt der Impresario seinem Gast gegenüber, wie einst sein Vorbild Larry King. Der Name der Sendung? Natürlich «Schawinski». Auch die legendäre Einstiegsfrage bleibt dieselbe: «Wer bisch du?»
Heute darf Toni Brunner darauf antworten, der ehemalige SVP-Präsident ist erster Gast der Sendung. Schawinski braucht die Kontroverse, um aufzublühen, womit seine Wahl durchaus logisch erscheint; die Ankündigung Brunners als «vielleicht spannendsten Politiker der Schweiz» ist allerdings reichlich kühn.
Von Brunner nichts Neues
Auch für den Ex-Nationalrat gilt: Wer Brunner holt, kriegt Brunner. Er verteidigt den Diktaturvorwurf der SVP gegen die Covid-Massnahmen des Bundesrats, schimpft über die rot-grünen «Schmarotzerstädte» und hat eine originelle Sicht auf die globale Erwärmung: «Wenn das der Klimawandel ist, dann ist er für das Toggenburg perfekt: Es bitzli wärmer, es bitzli meh Früelig, e chli weniger Schnee.» Bahnbrechende Einsichten gewinnt der Zuschauer nicht, doch schliesst Schawinskis Einstand mühelos an früher an. Die zweijährige Bildschirmpause ist ihm nicht anzumerken. Das Duell mit Gredig ist eröffnet – Vorteil Schawinski.
Nur in einem Punkt enttäuscht Brunner seinen Interviewer: Trotz aller Versuche dementiert Brunner jegliche Absichten, nach Bundesbern zurückzukehren. «Ich bin nicht gegangen, um wiederzukommen.» Ganz anders als Schawinski.