Meistens nervt es mich ja, wenn in Krimis – oder generell in Büchern und Filmen – allzu sehr auf die Tränendrüse gedrückt wird. Insbesondere misshandelte Kinder gehen mir als Mutter auf den Zeiger: Klar kann man nicht wegschauen, da ist es egal, wie dünn die Story ist.
Darunter leidet die Kölner Folge mit Ballauf und Schenk ein klein bisschen: Der Täter ist ungefähr nach einem Viertel der Folge aus hundert Kilometern gegen den Wind zu erkennen. Trotzdem: Die Geschichte nimmt uns Erwachsene in die Pflicht. Sie zeigt uns auf, wie kaputt und unfähig viele von uns in unseren eigenen Leben sind – insbesondere wenn es um Kinder geht.
Ein Spiegel auf Familien, zu denen man nicht gehören will
Eine Beamte des Jugendamts liegt ermordet unter einer Brücke. Sie war dafür zuständig, Unterhaltszahlungen einzutreiben, notfalls mit Druck. Das kommt bei fast niemandem gut an – wenn es ans Portemonnaie geht, ist man sich selbst doch immer noch am nächsten. Dabei liebt jeder der Darsteller seine Kinder. Trotzdem: Was Erwachsene untereinander für einen Krieg anstellen können, geht auf keine Kuhhaut. Und beschämt uns. Oder haben Sie, falls Sie Kinder haben, noch nie vor ihnen handfest mit Ihrem Partner gestritten, gegiftelt, gechifelt, gehässelt? Und haben Sie sich in der Hitze des Gefechts jeweils überlegt, was das mit den Kindern anstellt? Es ist die Stärke dieser Folge, in solchen Momenten die Kamera auf die Kinder zu richten – allesamt aussergewöhnliche Jungdarsteller. Man schluckt leer, mehr als einmal. Darum gibts trotz Vorhersehbarkeit fünf von fünf Punkten. Und die Bitte: Seid lieb zueinander. Vor allem in diesen Zeiten.
«Tatort: Niemals ohne mich», SRF 1. 20.05 Uhr
Wertung: Fünf von fünf