SRF schiesst «Tatort»-Kommissar Stefan Gubser ab
Jetzt muss eine Frau ermitteln

Raus aus der Idylle – rein in die reale Krimiwelt. SRF verlegt den «Tatort» von Luzern nach Zürich. BLICK fordert: Neu braucht es auch eine kecke, junge Ermittlerin, die das urbane Zürich verkörpert.
Publiziert: 05.04.2018 um 23:46 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2024 um 16:37 Uhr
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Muss die Handschellen abgeben: Stefan Gubser, der den Kommissar Flückiger gibt.
Foto: Philippe Rossier
Peter Padrutt

SRF setzt sein Ermittlerduo ab und schickt den «Tatort» vom Postkarten-Luzern in die urbanere Weltstadt Zürich. Welches Gespann kann künftig neuen Schwung in die Krimireihe bringen? In Deutschland übernehmen immer mehr junge, kecke Frauen den führenden Part. So hat sich Nora Tschirner (36, «Keinohrhasen») im Weimarer «Tatort» mit ihrer abgedreht-witzigen Art zu einer der beliebtesten «Tatort»-Kommissarinnen gefrotzelt. Ermittlerin Dorn und ihr Kollege und Lebensgefährte Lessing (Christian Ulmen) liefern sich lässige Wortgefechte, dass es richtig kracht.

Aus für Luzerner «Tatort»
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Ab 2019 neues Team in Zürich:Aus für Luzerner «Tatort»

Auf jeden Fall kein Küken mit einem älteren Ermittler

Auch Franziska Weisz (37) im Hamburger «Tatort» oder Cornelia Gröschel (30) in den Dresdner Episoden sind solch starke weibliche Figuren. «Die Schweizer sollten unbedingt eine junge Frau zur Chefin machen», schlägt Regisseur Markus Imboden (62) vor, der am Ostermontag mit seinem Mainzer «Tatort» über 9 Millionen Zuschauer holte. In seiner Episode «Zeit der Frösche» agierte Heike Makatsch (46) mit viel menschlicher Tiefe.

«Auf jeden Fall ist die Zeit vorbei, in der ein alter Kommissar mit einem Küken ermittelt. Das ist nicht mehr modern», glaubt Imboden. Er schlägt eine Newcomerin wie Bühnenschauspielerin Elisa Plüss (27) vor – in Ergänzung mit dem ebenfalls jungen Max Hubacher (24, «Der Verdingbub»). Diese sollen den Polizeialltag aus junger Sicht zeigen, «mit gut recherchierten, realistischen Geschichten».

Carla Juri wohl zu teuer

Mindestens eine Handvoll weibliche Jungtalente gibt es in der Schweiz, die einen guten Job machen würden: Ein Coup wäre die international gefeierte Carla Juri (33, «Feuchtgebiete»), aber sie ist wohl unerschwinglich. SRF machte schon im ersten Luzerner «Tatort» einen Versuch mit einem Star: Sofia Milos (52) ermittelte mit Sex-Appeal an der Seite von Stefan Gubser (60).

Falls SRF in die heitere Krimikiste greifen will, wäre auch Isabella Schmid (47 «Papa Moll») eine Option. Sie würde Krimipuristen nicht so erschrecken wie die aufgekratzte Tschirner in ihrem «Schlampen-Look». Vielleicht noch bessere Chancen hat Marie Leuenberger (37), die in Deutschland («Tatort») viel beschäftigt wird, und natürlich Sabine Timoteo (42), die gerne brüchige, tiefsinnige Charaktere spielt. Und vergessen wir die aufgeweckte Anna Schinz («Private Banking») nicht. Auch eine Option: die vielseitige Lisa Brühlmann (36), die über viel Spielfreudigkeit und Krimierfahrung verfügt.

Männlicher Part nicht so zentral

Mit einer starken Frauenfigur sei nicht mehr so zentral, wer den männlichen Part übernimmt, findet Regisseur Imboden. Für jedes Duo sei aber wichtig: «Es müssen reale Figuren sein, die nicht dauernd ihre problembeladenen Background-Geschichten erzählen. Sie sollen im Hier und Jetzt handeln – glaubwürdig, echt und nicht dauernd Sprüche machen.»

Luzerner sind sauer

Lichterlöschen für den «Tatort» in der Leuchtenstadt – und die Luzerner sind sauer! «Wir bedauern diesen Entscheid sehr», so Stadtsprecher Niklaus Zeier. «Wir konnten uns über Jahre als gute Gastgeber für das Schweizer Fernsehen profilieren, mit dem Organisieren von Drehorten und der Betreuung der TV-Leute. Und auch ein Schaufenster im gesamten deutschsprachigen Raum fällt weg. Der ‹Tatort› war beste Werbung für die ganze Region. Das hat die Resonanz unserer Gäste gezeigt. In der dritten Folge kam zum Beispiel ein Bergrestaurant vor – das wurde nach der Ausstrahlung förmlich überrannt.» Luzern kann den SRF-Entschluss darum nicht nachvollziehen. «Man hätte ja auch nur die Schauspieler austauschen können.»

Lichterlöschen für den «Tatort» in der Leuchtenstadt – und die Luzerner sind sauer! «Wir bedauern diesen Entscheid sehr», so Stadtsprecher Niklaus Zeier. «Wir konnten uns über Jahre als gute Gastgeber für das Schweizer Fernsehen profilieren, mit dem Organisieren von Drehorten und der Betreuung der TV-Leute. Und auch ein Schaufenster im gesamten deutschsprachigen Raum fällt weg. Der ‹Tatort› war beste Werbung für die ganze Region. Das hat die Resonanz unserer Gäste gezeigt. In der dritten Folge kam zum Beispiel ein Bergrestaurant vor – das wurde nach der Ausstrahlung förmlich überrannt.» Luzern kann den SRF-Entschluss darum nicht nachvollziehen. «Man hätte ja auch nur die Schauspieler austauschen können.»

Zürich war längst fällig

Oft wurde der Luzerner «Tatort» von unseren deutschen Freunden als «Schweizer Käse» verrissen. Man haue nie einen raus, die Kuhschweizer-Kulisse sei zu idyllisch für Morde. Und der Gubser brauche in Sachen Mimik einen Schubser.
Ich fand Stefan Gubser nie das Problem. Irgendwie mochte ich diesen Sonnyboy, der die Touristen nach Luzern lotst. Man hätte ihm nur Bücher schreiben sollen, in denen er lauter gewesen wäre – wie ein Raddampfer auf dem Vierwaldstättersee.
Die Krimiwelt hat sich in den letzten Jahren verändert. Sie ist rauer geworden. Das Blut muss dort fliessen, wo das Geld gehortet wird und das Kokain auf jedem Club-Klo klebt. Endlich hat SRF die Zürich-Angst überwunden und seinen internationalen Krimi in die Limmatstadt verlegt. Der österreichische «Tatort» spielt ja auch nicht im sonnigen Lech am Arlberg. Gut möglich, dass dabei der Erfolg des Zürich-Krimis mit Christian Kohlund als knorrigem Anwalt wegweisend war.
Eine realistischere Bühne braucht auch frechere Kommissare, welche die urbane Schweiz verkörpern. Warum nicht eine kantige, freche Frau? Heute hat mir ein Regisseur gesagt, die Luzerner hätten sich immer hervorragend um das «Tatort»-Team gekümmert. Schön. Die Zürcher müssen jetzt zeigen, dass sie das auch können. Und noch mehr drauf haben.

Oft wurde der Luzerner «Tatort» von unseren deutschen Freunden als «Schweizer Käse» verrissen. Man haue nie einen raus, die Kuhschweizer-Kulisse sei zu idyllisch für Morde. Und der Gubser brauche in Sachen Mimik einen Schubser.
Ich fand Stefan Gubser nie das Problem. Irgendwie mochte ich diesen Sonnyboy, der die Touristen nach Luzern lotst. Man hätte ihm nur Bücher schreiben sollen, in denen er lauter gewesen wäre – wie ein Raddampfer auf dem Vierwaldstättersee.
Die Krimiwelt hat sich in den letzten Jahren verändert. Sie ist rauer geworden. Das Blut muss dort fliessen, wo das Geld gehortet wird und das Kokain auf jedem Club-Klo klebt. Endlich hat SRF die Zürich-Angst überwunden und seinen internationalen Krimi in die Limmatstadt verlegt. Der österreichische «Tatort» spielt ja auch nicht im sonnigen Lech am Arlberg. Gut möglich, dass dabei der Erfolg des Zürich-Krimis mit Christian Kohlund als knorrigem Anwalt wegweisend war.
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