Trotz Affenhitze halten die Schweizer dem «Tatort» die Stange. 440'000 Zuschauer (Marktanteil 33,2 Prozent) sind angesichts der Temperaturen ein guter Wert. Doch beim renommierten Krimiformat zählt immer auch, was der grosse Nachbar sagt. 4,79 Millionen deutsche Zuschauer wollten die neuste Luzerner Episode sehen.
Das ist eine auffallend schlechte Quote, die in Anbetracht der zum Teil starken Kritiken (neun von zehn Sternen auf «Spiegel Online») einer Erklärung bedarf. Zum Vergleich: Ein gut gesehener «Tatort» erreicht um die neun, manchmal auch zehn Millionen Zuschauer.
Zu komplex für Sonntagabend-Sofakapitäne
Erster Grund für die Misere war der Sendetermin, der ohne Übertreibung als schlechtester des Jahres bezeichnet werden kann. Rund 30 Grad und Ferien liessen die Leute lieber im Biergarten verweilen, als zuzuschauen, wie Liz Ritschard und Reto Flückiger im KKL umherirrten. Erschwerend kam der ultrafrühe Start ins zweite Halbjahr hinzu. 2017 begann die neue Spielzeit erst Ende August – mit 8,26 Millionen.
Zweitens war die Handlung zu komplex. Ein Vater-Sohn-Drama und Kontaktgiftanschläge an der Konzertgala vor einem Fluchthelfer-Skandal im Zweiten Weltkrieg – eine Überdosis für viele der nach leichter Muse lechzenden Sonntagabend-Sofakapitäne.
Dani Levys Experiment liess keinen Platz zum Verschnaufen
Zum Dritten liess das formale Experiment – Dani Levy (50) filmte ohne Schnitt – keinen Platz zum Verschnaufen und zum Schweiss-Abtupfen. Levy hatte mit mässigen Zahlen gerechnet. «Ich habe bei den Verantwortlichen um einen besseren Sendeplatz gekämpft – vergeblich», sagte er gegenüber BLICK.
Kleiner Trost: Den Primetime-Quotensieg holte er sich trotzdem deutlich.