Die heutige Folge des Wiener «Tatorts» ist wieder mal so ein Fall, von denen es in letzter Zeit leider viele gibt: Nachdem man drei Tage vorher die Folge extra für diese Kolumne vorgeschaut hat, denkt man, respektive ich, beim Schreiben: Äh, worum gings da jetzt schon wieder? Nun könnte man vielleicht denken, o. k., das Hirn der Tschui hat bessere Zeiten gesehen. Oder man kann wie ich den Schluss ziehen, dass das Ganze einfach nicht soo wahnsinnig spannend war.
Eine verworrene Familientragödie spielt sich im Haus eines Spitzenpolitikers ab, die damit beginnt, dass die Frau tot und die zehnjährige Tochter schwer verletzt ist. Auf Anweisung des Innenministers sollen Fellner und Eisner eine unerfahrene, milchsuppenartige Kommissarin den Fall untersuchen lassen und sich zurückhalten – eine Anweisung, die die beiden geflissentlich ignorieren. So weit, so spannend die Aussichtslage. Was aber als Geschichte auf höchste politische Intrigen hätte zuführen können, wird in der Folge zur Charakterstudie eines unangenehmen Menschen. So weit, so o. k. Bloss: Dass wohl viele, die ums Verrecken Spitzenpolitiker sein wollen, an Geltungssucht und wohl auch an diversen anderen Persönlichkeitsstörungen leiden – geschenkt.
Nun obliegt es also einmal mehr Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer als Bibi und Eisner, den Fall einigermassen unterhaltsam zu gestalten. Dass ihnen das gelingt, macht die Folge sehbar. Und sonst läuft auf ORF 1 ab 20.15 Uhr der Thriller «The Girl on the Train». Der hatte 2016 zwar auch miese Kritiken, dafür spielte er aber immerhin 173 Millionen US-Dollar an der Kinokasse ein.
Tatort: «Glück allein»,
20.05 Uhr, SRF 1
Rating: Zweieinhalb von fünf