Im trostlosen Ruhrpott, das wissen wir langsam, ist das Leben kein Zuckerschlecken. Perspektivlosigkeit, miese Löhne, öde Landschaft, heruntergekommene Bausubstanz. Kein Wunder, gehen die Emotionen hoch, wenn Grossunternehmen die wenigen noch verbleibenden Jobs wegrationalisieren. Das bringt auch die Arbeiter eines Kohleförderungswerks in Rage: Anstelle ihrer Zeche, in der sie tagtäglich ihr Leben riskiert haben, soll ein Unterhaltungspark entstehen. Einzelne Kumpel haben schlecht bezahlte Angebote erhalten, etwa als Geisterbahnaufseher.
Widerstand mobilisiert sich – und Faber, Bönisch und Dalay treten auf den Plan, als die Leiche eines der Anführer am Flussufer der Ruhr liegt. Es folgt ein relativ unübersichtlicher Plot, in dem nicht nur ein Beziehungsdrama eine Rolle spielt, sondern auch ein Verräter unter den Kumpels, eine dubiose Polizeipsychologin (brillant wie immer: Bibiana Beglau), welche beim Verfassungsschutz, sprich Geheimdienst, eine undurchsichtige Rolle spielt, und ein sogenannter Reichsbürger, der die Existenz des deutschen Staats nicht anerkennt.
Plot konfus, Drama super
Ehrlich gesagt: So ganz durchgeblickt hab ich nicht. Aber das ist auch nicht so schlimm – weil der Neuzugang, Kriminalhauptkommissar Jan Pawlak (Rick Okon), das sowieso schon schwer dysfunktionale Dortmunder Team weiter durcheinanderbringt. Insbesondere Nora Dalay (Aylin Tezel) reagiert allergisch auf den Neuzugänger. Und nur schon für die Szenen lohnt es sich, einzuschalten – wenn bei der Chemie der beiden nicht bald Funken fliegen, fress ich einen Besen. Oder ein Stück Kohle.
Tatort «Zorn», 20.05 Uhr, SRF 1. Sterne: Drei von fünf. NEtflix32231