Aktuelle Studien der Hochschule Luzern berichten von 2848 dokumentierten Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern 2016. Die Dunkelziffer liegt um einiges höher. Unter den Folgen leiden Betroffene ein Leben lang – unter anderem auch, weil die meisten Täter im näheren Familienkreis zu finden sind.
Was dieses Leid anrichten kann, erfährt der Münchner «Tatort»-Kommissar Batic, als er sich in eine Selbsthilfegruppe einschleust: Gebrochene, gequälte Männer berichten von Selbsthass und verinnerlichtem psychologischem Terror. Den Weg zur Gruppe gefunden hat Batic, weil ein Ehepaar brutal in dessen Wohnung hingerichtet wurde. Alles deutet darauf hin, dass der Vater die kleine Tochter missbraucht hat – und die Mutter hat weggeschaut. Das Mädchen hingegen wird schlafend im Garten in einem Schwebezelt gefunden. Sie sagt, sie hätte in der Nacht zuvor den Weihnachtsmann in die Wohnung gelassen. Und zwar auf Geheiss ihrer sprechenden Hightech-Puppe Selma. Nachforschungen zeigen: Selma wurde gehackt, ein Mann in einem Weihnachtsmannkostüm war tatsächlich in der Wohnung. Und es sind über 20 weitere solche Puppen im Umlauf.
Diese Folge kombiniert clever das schreckliche Thema des sexuellen Kindsmissbrauchs, die grössten Schwächen neuster Technik und ein Familiendrama, das allem Übel zugrunde liegt. Sogar Horrorelemente sind eingebaut: Die Puppe erinnert an Chucky (weiss noch jemand, wer Chucky war? Ürgh!), und ein unheimlich-mysteriöses chinesisches Kindermädchen spielt auch eine dubiose Rolle. Ich liebe die Münchner!
Tatort: «Wir kriegen euch alle»
20.05 Uhr, SRF 1
Viereinhalb Sterne von fünf.