Ich gebe zu: Es braucht je nach Genre nicht viel, um mich TV-mässig bei der Stange zu halten. Hölzerne Schauspielleistungen, abgrundtiefe Plotlöcher oder Dialoge, die von einer nicht ganz fertig entwickelten künstlichen Intelligenz verfasst zu sein scheinen? Egal! Man gebe mir eine Nebelmaschine in der Dämmerung, eine flackernde Glühbirne auf einem verlassenen Gang, ein bisschen unheimliche Musik, und ich bleib auf dem Sofa und sag meinen Fingernägeln ade.
Man möge mir also verzeihen, dass ich den seltsamen «Tatort: Der Hüter der Schwelle» super finde. Es geht um einen Toten mit symbolbehafteten Zeichen auf dem nackten Bauch, um einen selbst ernannten Hexer, um eine Studentin mit einem verstörend intensiven Blick und erst noch um ein mysteriöses, uraltes, mit schwarzem Leder eingebundenes und mit Messing beschlagenes Buch. Lannert und Bootz ermitteln in okkulten Stuttgarter Kreisen, geraten in seltsame Rituale – und insbesondere Bootz scheint empfänglich für gewisse gefährliche Schwingungen der eher zwischenmenschlichen Art. Und auch wenn Lannert zum Schluss keinen Mörder findet, geht die Sache schliesslich doch irgendwie auf.
Eigentlich ist das eine Folge, die an Halloween ausgestrahlt werden könnte. Und so wird sich so mancher Zuschauer fragen, was er da jetzt gerade gesehen hat. Aber wie gesagt: Schummriges Licht, Nebelmaschine – hurra, ich geb viele Sterne.
Tatort: Der Hüter der Schwelle, 20.05 SRF 1
Wertung: Dreieinhalb Sterne von 5