Krimikolumne über «Polizeiruf»
Stecker raus, alles aus

Autorin Silvia Tschui hat nach diesem «Polizeiruf» Angst.
Publiziert: 29.04.2018 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2023 um 14:23 Uhr
Es nervlich am Ende: Olga Lenski.
Foto: rbb/Christoph Assmann
Silvia Tschui

Haben Sie angesichts unserer Zivilisation schon mal klamm gedacht: So kann das doch nicht ewig weitergehen? Sie sind nicht der oder die Einzige. Die sogenannte Prepper-Szene (vom Englischen to prepare, sich vorbereiten) rechnet fest mit dem gesellschaftlichen Niedergang. Es bräuchte auch nicht viel, damit Chaos ausbricht: Einige Tage ohne Strom könnten reichen, damit Anarchie herrscht.

Krimikolumnistin Silvia Tschui

Kommissarin braucht Auszeit

Der heutige «Polizeiruf» spielt genau dieses Szenario in beängstigender Weise durch – und kombiniert den zivilisatorischen Zusammmenbruch leicht gesucht, aber zum Ende dennoch spannend mit einem Familiendrama, das es in sich hat. Kommissarin Olga Lenski ist nach einem Einbruch in ihrer Wohnung nervlich komplett am Ende und braucht dringend eine Auszeit. Von ihrer Mutter erhält sie die Nummer eines Landgasthofs. Die dort lebende Familie – ein überforderter, selbstversorgender Vater und seine zwei Kinder – nehmen eigentlich längst keine Gäste mehr auf, machen für Lenski aber eine Ausnahme.
Die angeschlagene Kommissarin sieht sich bald tiefer in ein Familiendrama verwickelt, als ihr lieb sein kann – da fällt landesweit der Strom aus. Ein gefundenes Fressen für die Landjugend, die aus diversen Gründen mit dem Vater ein Huhn zu rupfen hat – die Lage eskaliert. Die ganze Situation erscheint zwar reichlich konstruiert – und die Konsumkritik gemahnt streckenweise allzu sehr an DDR-Ideologie. Der Spannung und dem generellen Unbehagen tut das aber keinen Abbruch. Ich kauf mir nach der Folge jedenfalls mal Notvorrat für eine Woche. Oder besser zwei.

Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis, 20.15 Uhr, ARD

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