Bald, bald ist Sommerferienzeit – oder sie hat in einigen Kantonen sogar schon begonnen. Unter den Top Ten der Sehnsuchtsreisedestinationen befinden sich seit jeher die USA. Auch ich würde sehr gern einmal durch das aus Serien und Filmen vertraut-fremde Land ziehen. Insbesondere die Südstaaten haben es mir angetan: diese Mischung aus Rodeoromantik, warmer Hilfsbereitschaft und oftmals bigotter Frömmlerei und Waffenvernarrtheit – ich würde das alles zu gern mal erleben.
Da so ein Roadtrip mit Kind eher anstrengend wäre und ich zudem meinen Führerschein immer noch nicht gemacht habe, muss ich mich aber für meine Portion Südstaaten-Irrsinn an den Drehbuch- und Krimiautoren Nic Pizzolatto halten.
Der Italoamerikaner aus New Orleans hat vor einigen Jahren gleich zwei Glanzstreiche hingelegt: zum einen die erste Staffel von «True Detective». Eine solche Mischung aus düsterster Spannung, religiösem Wahn und exzellenten Charakterzeichnungen der zwei kaputten Detektive war zuvor noch nie am Fernsehen zu sehen. Die zweite Staffel kann man auslassen und dafür auf Pizzolattos Roman ausweichen: «Galveston», über einen tödlich erkrankten Auftragskiller, der mit einem Teenager im Schlepptau vor seinem alten Auftraggeber flüchtet, ist nicht nur unfassbar spannend, sondern auch sprachlich einzigartig – was sich sogar in der Übersetzung niederschlägt.
Nach diesen Südstaatenexkursionen ist man nachhaltig von der USA-Sehnsucht befreit und froh um die harmlos nett-blauen Seen und die kühlen Flüsse der Schweiz. Billiger als ein USA-Flug kommen Boxset und Roman erst noch.
Nic Pizzolatto, «Galveston», Blanvalet, 13.90 Fr., und «True Detective», Staffel 1, Blu-ray-Set, 39.90 Fr., beides bei Orell Füssli