Schon klar, all die Nordic-und-sonstwoher-Crime-Serien auf Netflix sind manchmal spannender als das nun doch schon recht angejahrte «Tatort»-Format. Auch weil eine Serie naturgemäss erlaubt, viel grössere Bögen zu spannen. Kein Wunder, versuchen das auch die «Tatort»-Macher immer wieder: Also, mit einem Team dort anzuknüpfen, wo die letzte oder vorletzte Folge aufgehört hat. Nur blöd, hat man inzwischen diversen anderen Teams bei ihren Ermittlungen zugesehen und keinen blassen Schimmer mehr, wo genau und wie jetzt beispielsweise Ballauf im Kölner «Tatort» letzthin genau traumatisiert wurde. Keine Ahnung, ob Sie das schaffen, all die Handlungsstränge präsent zu halten – ich jedenfalls nicht, und ich mach sowas ja beruflich.
Kleine Hilfe für Zuschauer
Ich sags Ihnen deshalb: Ballauf hat in der vorletzten Kölner Folge eine Polizistenkollegin erschiessen müssen, die sich auf einem Rachefeldzug befand. Die erscheint ihm nun in Halluzinationen. Nur, damit Sie die verwirrliche Hintergrundgeschichte präsent haben.
Plot leicht gesucht, Ballauf und Schenk trotzdem solide
Nun, Nordic Noir macht auch das nicht ganz – auch wenn die Folge ziemlich kühl in Blautönen gehalten wird. Ansonsten: Momoll, eine durchaus sehenswerte Folge, in der ein in seinen Kreisen berühmter Irrenarzt ermordet wird. Worauf klar wird, dass in seiner Klinik nicht alles ganz so prächtig und sauber läuft, wie es laufen sollte. Es scheinen auch nicht alle Insassen ganz so irr zu sein, wie man das in einer stationären Klinik annehmen würde. Und trotz eines letztendlich etwas gesuchten Plots: Ballauf und Schenk sind eigentlich immer sehenswert.
«Tatort»: «Gefangen», 20.05 Uhr, SRF 1
Wertung: Dreieinhalb von fünf