Es hätte so schön sein können: Das Motiv des Doppelgängers zieht sich seit mindestens der romantischen Literatur durch die Kultur: von E.T.A. Hoffmanns «Die Elixiere des Teufels» über das «Bildnis des Dorian Gray» von Oscar Wilde bis zu «Dr. Jekyll und Mr. Hyde» von Robert Louis Stevenson. Und es steht immer für Spannung, für Mysteriöses, für die allertiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Kombiniert mit dem klamaukigen Münsteraner «Tatort» will man denn frohlocken und erwartet nichts weniger als eine Sternstunde des TVs.
Nun, es soll nicht sein. Die Ausgangslage ist zwar durchaus seltsam: Da liegt eine Frau auf dem Schragen von Gerichtsmediziner Boerne, die geradeso gut Staatsanwältin Klemm sein könnte. Haar, Gesicht, Gewicht – alles gleich. Ein paar Tage später ist eine kleinwüchsige Blonde tot, die ein Ebenbild von Alberich ist – und Thiel und Boerne dämmert es: Irgendwer ist hinter ihnen, respektive hinter ihren Doppelgängern her.
Anders als bei Wilde und Co. stellt sich bei Thiel und Boerne aber leider keine Ahnung von einer mysteriösen Zwischenwelt, keine Spannung, kein Seelenabgrund ein. Vielmehr wirkt die Auflösung derart an den Haaren herbeigezogen, der schliesslich aus dem Hut gezauberte Täter so seltsam motiviert, dass sich eher Ärger einstellt über diese vertane Chance. Immerhin gibts für die Freunde des Münsteraner Humors wie gewohnt den einen oder anderen Kalauer und das eine oder andere Gefrotzel zwischen Thiel und Boerne.
So, sind jetzt endlich genug Zeilen über diese enttäuschende Folge zum Vergessen geschindet? Es sind. Uff.
Tatort: «Spieglein, Spieglein»,
20.05 Uhr, SRF 1,
Zwei Sterne von fünf.