Oft sind ja Krimis besonders packend, wenn ein unbescholtener Normalbürger plötzlich in die Bredouille gerät und ungeahnte Kräfte mobilisieren muss, um es mit den «Bösen» aufzunehmen und zu überleben – wohl wegen des Identifikationsfaktors, also dass man sich vorstellen könnte: «Ui nei, was wäre, wenn ich …» Unbescholten ist bis anhin auch ein völlig normaler, wenn auch überdurchschnittlich intelligenter Jus-Student. Bis er, dank der überdurchschnittlichen Intelligenz, in eine äusserst exklusive Studentenverbindung aufgenommen wird. Thema des Aufnahmerituals: das perfekte Verbrechen. Es ist dem Nachwuchswunder auch sofort klar, wie das perfekte Verbrechen aussehen soll: Motiv und Tatwaffe nicht vorhanden – dann kann man niemanden verdächtigen und niemanden verhaften.
Verbindungen, Masken, rituelles Schlachten – etwas sehr abgehoben ist das alles
Auf dem Platz vor der Uni wird am helllichten Tag eine Studentin von hinten erschossen, just nachdem sich Meister Intelligenzbestie nach einem mysteriösen Anruf von seiner Freundin verabschiedet hat. Die Kommissare Robert Karow und Nina Rubin verdächtigen die Studentenverbindung sofort – und der Zuschauer hängt alsbald etwas ab. Denn Studentenverbindungen mit seltsamen Aufnahmeritualen (lateinisches Ritualgedöns, Umhänge, Masken, rituelles Schlachten von Tieren) soll es im wahren Leben ja zwar tatsächlich geben, jedem unbescholtenen Normalbürger ist das dann aber doch etwas allzu weit vom eigenen Leben entfernt – und somit sinkt auch der Identifikationsfaktor. Was jetzt alles eigentlich nur eine Umschreibung hierfür war: leicht abgehoben, leidlich spannend.
«Tatort»: «Das perfekte Verbrechen», SRF1, 20.05
Wertung: Drei von fünf