Eine knappe Viertelstunde. So lange dauert es, bis sich dem Zuschauer beim Dresdner «Tatort – Déjà-vu» erschliesst, wer der Mörder eines kleinen, missbrauchten Jungen ist, der tot in einer Sporttasche am Ufer der Elbe liegt. Die restliche Zeit schaut man zu, bis auch die Kommissare Sieland, Gorniak und Schnabel draufkommen. Nun kann diese Erzählweise ja durchaus etwas für sich haben, wenn denn die Figur des Täters und die Figuren der Ermittler in irgendeiner Form interessant sind. «Silence of the Lambs» hats vorgemacht. Leider ist der klassisch verkorkste junge Pädophile dieses «Tatorts» etwa so interessant wie ein feuchter Waschlappen.
Allerlei Zutaten sollen die Folge interessanter machen: Karin Gorniak hat eine konfliktreiche Affäre mit ihrem Nachbarn, die zu konfliktreichen Zeiten mit ihrem Teenie-Sohn führt. Und Kommissariatsleiter Peter Schnabel ist so wutenbrannt-cholerisch-hilflos-spastisch wie eh und je. Es nützt alles nichts: Lauwarmes Wasser wird nicht zur leckeren Gulaschsuppe, nur weil man etwas Salz und Paprika reinschmeisst.
Schon bei der ersten Folge im März 2016 hagelte es Kritik. Ein Jahr später verzeichnet das Dresdner Team schon seinen ersten Abgang. Alwara Höfels, die Kommissarin Henni Sieland spielt, macht auf eigenen Wunsch nach nur sechs Folgen die Biege. Sie sehe ihre «Verantwortung als Künstlerin» gefährdet, wenn sie in dieser Rolle weitermache, liess sie im Dezember öffentlich verlauten.
Leider muss man auch nach dieser, ihrer zweitletzten, Folge sagen: Sie hat recht. Da reisst auch ein kurzer Spannungsmoment in den letzten fünf Minuten nichts mehr raus.
«Tatort – Déjà-vu», 20.05 Uhr, SRF 1.