Der Berliner Tatort ist ja immer etwas härter. Und diesmal fängts schon mit hartem Gangsta-Rap, und demzufolge harten Jungs an. Aha, Drogen- oder Zuhälterbanden, denkt man sich sofort, und denkt damit ziemlich falsch. Denn eigentlich, so geht jedenfalls das Klischee, versteckt sich hinter der harten Schnoddrigkeit der Berliner ein weiches Herz – und so geht es denn in dieser Folge auch weniger um harte Gangs, sondern mehr um die Liebe in all ihren Formen. Da wäre zum einen die Mutterliebe: Kommissarin Rubins Sohn Tolja will ausgerechnet zur Streifenpolizei in einem der gefährlichsten Berliner Bezirke – und schon in seinem Praktikum läuft schwer was schief. Rubin steigt verständlicherweise auf die Barrikaden. Oder die Liebe zwischen einem Ehepaar: Toljas Chef, ein Streifenpolizist, liebt seine Frau über alles – und versteckt ein fatales Geheimnis. Genauso fatal: Die Liebe eines verstossenen Heimkindes zu seinem Ersatzvater. Es tut alles, aber auch alles, um sich diese Liebe zu sichern. Oder körperliche Liebe – bei der sich Kommissar Karow alles rausnimmt, ohne Rücksicht auf Verluste.
All dies sorgt für eine Folge, in welcher sich diverse Beziehungen ungut verzahnen. Für den Zuschauer ist das nicht nur spannend, sondern teilweise auch ziemlich herzzerreissend. Ausser beim – Verzeihung – arschigen Karow. Der hätte es verdient, in der nächsten Folge richtig auf die Nase zu fallen. Und das ist auch die einzige kleine Kritik an dieser Episode: So folgenlos daneben wie Karow sein zu können, wirkt arg unwahrscheinlich. Der Kollegin vormachen, man sei mit deren Teenager-Sohn im Darkroom eines Schwulenklubs? Also bitte.
Tatort «Der gute Weg»
20.05 Uhr, SRF 1,
Rating: Dreieinhalb von Fünf.