Schon von den ersten paar Minuten an ist klar, wer in der Frankfurter «Tatort»-Folge «Das Monster von Kassel» der Mörder ist. Darum gibts an dieser Stelle keine Hemmungen, das zu schreiben. Wer’s nicht wissen will: Aufhören zu lesen!
Warum die Folge dennoch spannend ist, liegt an zwei Dingen. Zum einen ist der Mord so grauenvoll, dass nur schon die Frage, wie der Mörder auf eine so abscheuliche Tat kommt, zum Weitersehen zwingt. Warnung: Mit dem Bild von zwei Beinen und zwei Armen, die mit einer Lücke dazwischen anatomisch korrekt auf einer Gerichtsmediziner-Bahre angeordnet sind, muss man erst mal klarkommen.
Zum anderen muss man sich auch an die Idee gewöhnen, dass ein – Achtung, jetzt kommts! – Vater so etwas seinem Sohn antun kann. Diese Tatsache ist der zweite Spannungsgrund. Während der Zuschauer weiss, wer’s war, tappen Janneke und Brix im Dunkeln –
und wir wundern uns übers Motiv. Ausserdem spielt der Schauspieler Barry Atsma den aalglatten TV-Talkmaster und Täter so eiskalt, dass man kaum wegschauen kann.
Wegschauen – um hier eine arg holprige Überleitung zu bemühen – musste ich ja dafür immer beim Schweizer Schauspieler Bruno Cathomas, der den wenig überzeugend geschriebenen, poesie-verrückten Chef Fosco Caridi spielt. Dieser hat ein Poesie-Stipendium an irgendeinem germanistischen Institut in Brasilien gewonnen und zieht weg. Ab da ist die Folge nur schon deshalb sehenswert, weil man sich freut, dass diese bemühten Einlagen wegfallen. Die Auflösung, warum das Monster von Kassel so eiskalt mordet, ist dann noch das Tüpfchen auf dem i.
Tatort «Das Monster von Kassel»,
20.05 Uhr, SRF 1
Rating: Drei aus fünf