Kennen Sie «Black Mirror»? Die unheimliche und unheimlich gute britische Serie, die sich mit den diversen gesellschaftlichen Abgründen des technologischen Fortschritts beschäftigt? Kleiner Tipp: Nur schon für diese Serie lohnt es sich, ein Netflix-Abo zu lösen. Auf ähnlichen Pfaden wandelt der aktuelle Münchner «Tatort». Leitmayr und Batic sollen im Fall eines verschwundenen Teenagermädchens ermitteln. In dessen Schlafzimmer spricht es der offenstehende Computer direkt mit Namen an. Forensische Abklärungen zeigen: Auf dem Computer befindet sich eine leicht veränderte Version eines hochgeheimen Regierungsprojekts zur Erforschung künstlicher Intelligenz.
«Maria» nennt sich das Programm in der veränderten Form, es macht sehr überzeugend einen ehrlich interessierten Gesprächspartner nach und scheint alles über das verschwundene Mädchen zu wissen – sogar, dass kurz vor seinem Verschwinden ein Mann in seinem Zimmer war. Als das Programm via Gesichtserkennung sogar den Namen des Mannes nennt, überschlagen sich die Ereignisse, und es wird eine Wahrheit klar, die man nur zu oft in der heutigen Zeit vergisst: Technologie zu benutzen, macht einen weder modern noch allwissend noch irgendwie mächtig, die wahre Macht liegt bei den Menschen, die sie verstehen und entwickeln. Und die Technologie ist genauso anfällig, wie die Menschen charakterfest sind – oder eben nicht.
So ist es nach diesem «Tatort» höchste Zeit, sich, seine Kinder oder Enkelkinder für einen Programmierkurs anzumelden. Denn Codes verstehen, lesen und schreiben zu können, ist heutzutage ungefähr so, als ob man im Mittelalter lesen und schreiben konnte oder eben nicht. Wer es kann, hat eine Chance, die Welt zu verstehen. Wer nicht, starrt auf bunte Bildchen auf unseren Displays und bekommt dabei nicht mit, dass er oder sie sich längst mitten in einer realen «Black Mirror»-Episode befindet.
Tatort: KI SRF 1, 20.05 Uhr